Friedrichshafen und der Zeppelin – das gehört zusammen wie Mehlsack und Ravensburg oder wie die Mainau und ihre Blumen. Die Stadt atmet Luftfahrtgeschichte an jeder Ecke. Graf Ferdinand von Zeppelin verlegte Ende des 19. Jahrhunderts seine Produktion hierher, und seitdem schwebt das Thema buchstäblich über allem. Das Zeppelin Museum am Hafen beherbergt mit rund 1.500 Exponaten die weltgrößte Sammlung zur Luftschifffahrt. Hier kannst du durch eine begehbare Rekonstruktion der LZ 129 Hindenburg spazieren und bekommst ein Gefühl dafür, wie luxuriös die Reichen und Schönen einst über den Atlantik geschwebt sind.
Spannend ist dabei, dass das Museum nicht nur Technik zeigt. Eine Kunstsammlung süddeutscher Künstler rundet das Angebot ab – eine Kombination, die zunächst seltsam anmutet, aber funktioniert. Das Museum liegt direkt hinter dem Hafen im ehemaligen Hafenbahnhof, ein Bauhaus-Gebäude, das selbst schon sehenswert ist. Der Eintritt kostet zwar ein paar Euro, aber wer nach Friedrichshafen kommt und das Museum auslässt, hat was verpasst.
Noch mehr Flugzeuge: Das Dornier Museum
Direkt am Flughafen, und zwar wirklich direkt – du kannst den startenden Maschinen beim Abheben zuschauen – liegt das Dornier Museum. Die Architektur erinnert an einen Flugzeughangar, was durchaus Absicht ist. Auf 6.000 Quadratmetern wird die Geschichte von Flugzeugkonstrukteur Claude Dornier erzählt. Zwölf Originalflugzeuge, sieben 1:1-Exponate aus der Raumfahrt und zwei Nachbauten im Originalmaßstab füllen die Halle.
Besonders für Technikbegeisterte ist das ein Paradies. Man kann sogar in einem originalen Cockpit einer Dornier Do 27 Platz nehmen und einen virtuellen Rundflug über den Bodensee machen. Das Museum ist etwas außerhalb, aber mit dem Bus vom Zeppelin Museum gut zu erreichen. Wer beide Museen an einem Tag schaffen will, braucht allerdings Ausdauer – und sollte sich nicht zu lange in den Museumscafés aufhalten.
Die Schlosskirche und das Kloster Hofen
Mitten an der Uferpromenade thront die barocke Schlosskirche mit ihren zwei 55 Meter hohen Zwiebeltürmen – das eigentliche Wahrzeichen Friedrichshafens. Die Kirche gehörte ursprünglich zum Benediktinerkloster Hofen, das um 1085 gegründet wurde. Nach diversen historischen Wendungen, darunter eine komplette Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg, wurde zwischen 1695 und 1701 der heutige Prachtbau unter Leitung von Christian Thumb errichtet.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche schwer beschädigt, der Stuck und die Deckenbilder mussten nach alten Fotos rekonstruiert werden. Heute ist die Schlosskirche evangelisch – eine Besonderheit für einen ursprünglich katholischen Barockbau. Von Ostern bis Anfang November ist sie geöffnet, außer bei Gottesdiensten und Trauungen. Der Innenraum beeindruckt mit seiner strengen Linienführung und dem aufwendig gestalteten Hochaltar. Das angrenzende Schloss selbst ist in Privatbesitz der Familie Württemberg und nicht zugänglich, aber vom Schlosssteg aus lässt sich ein schöner Blick auf das Ensemble erhaschen.
Uferpromenade und Moleturm
Die Uferpromenade zählt zu den längsten und schönsten am Bodensee. Das ist keine Marketing-Floskel, sondern tatsächlich so. Hier flanierst du zwischen Cafés, Eisdielen und Biergärten, blickst auf den See und bei klarem Wetter auf die Alpen. Im Sommer sitzt gefühlt die halbe Stadt hier draußen.
An der Hafeneinfahrt steht der 22 Meter hohe Moleturm, der im Jahr 2000 eingeweiht wurde. 117 Stufen führen hinauf zu zwei Aussichtsplattformen. Der Aufstieg ist kostenlos und lohnt sich: Von oben siehst du Friedrichshafen, die Schlosskirche, den See und die Alpenkette. Bei Sonnenuntergang wird's romantisch, dann hängen Pärchen ihre Liebesschlösser ans Geländer. Ob das die Statik auf Dauer verkraftet, steht auf einem anderen Blatt.
Der Buchhornbrunnen – grotesk und geliebt
Vor dem Rathaus am Adenauerplatz steht seit 2001 der Buchhornbrunnen, entworfen vom Künstlerehepaar Barbara und Gernot Rumpf. Der Brunnen ist... nun ja, eigen. Eine Buche und ein Horn erinnern an den alten Namen der Stadt (Buchhorn wurde 1811 mit dem Dorf Hofen zu Friedrichshafen vereinigt). Dazu gesellen sich groteske Skulpturen: ineinandergreifende Zahnräder für die Zahnradfabrik, ein Propeller für die Dornier-Werke, ein Zeppelin mit angewachsenem Gesicht für Graf Zeppelin und König Friedrich I. Kinder lieben den Brunnen, weil man darauf herumklettern kann. Erwachsene sind eher gespalten.
Seehasenfest und Kulturufer
Wer im Juli nach Friedrichshafen kommt, landet mitten in einem der beiden großen Stadtfeste. Das Seehasenfest findet seit 1949 am letzten Wochenende vor den Sommerferien statt – ein Kinder- und Heimatfest, das die ganze Stadt auf die Beine bringt. Rund 4.000 Schüler ziehen beim großen Festumzug durch die Straßen, am Samstag wird der Seehase mit dem Schiff aus dem Bodensee geholt, und überall verteilt man den "Hasenklee", bunte Tüten mit Süßigkeiten und Spielen.
Direkt nach dem Seehasenfest beginnt das Kulturufer, ein zehntägiges Zeltfestival im Uferpark mit Musik, Kabarett, Theater und einem Kunsthandwerkermarkt. Das Festival gibt es seit 1985, und es zieht jedes Jahr Tausende Besucher an. Allerdings gibt's auch Kritik: Die Wiesen im Uferpark leiden unter der Belastung, und es wird diskutiert, ob die Feste in dieser Form dauerhaft tragbar sind.
Baden, Schiffe gucken, Schach spielen
Friedrichshafen hat mehrere Badestellen. Das Strandbad Friedrichshafen ist eine der schönsten am ganzen Bodensee: Kieselstrand, Liegewiese, Kleinkindbecken, Volleyballfelder und Badeflöße. Im Frei- und Seebad Fischbach kannst du zwischen vier künstlichen Pools und dem offenen See wählen. Stand-up-Paddling, Tretboot fahren, Schach spielen – alles da.
Am Hafen legen die Schiffe der Weißen Flotte ab, der Katamaran nach Konstanz fährt stündlich und braucht 52 Minuten. Die Bodenseefähre bringt dich in 41 Minuten nach Romanshorn in die Schweiz. Und wer ganz hoch hinaus will, bucht einen Zeppelinflug. Aus 300 Metern Höhe sieht der Bodensee nochmal ganz anders aus – kostet aber auch um die 500 Euro.
Ein Blick ins Hinterland
Wer genug vom See hat (gibt's das überhaupt?), kann eine Wanderung zum Haldenberg machen. Mit 479 Metern Höhe ist er kein Riese, aber der Blick von der Haldenkapelle auf den See und die Alpen lohnt die Mühe. Von Ailingen aus dauert die Wanderung Hin und Zurück etwa eine Stunde – gemütlich, auch mit Kindern machbar.
Shopping und Stadtbild
Friedrichshafen ist nicht gerade eine mittelalterliche Bilderbuchstadt. Die Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg haben zwei Drittel der Stadt zerstört, der Wiederaufbau folgte der Funktionalität, nicht der Ästhetik. Die Innenstadt wirkt entsprechend nüchtern. Trotzdem gibt's nette Ecken: Die Charlotten- und Karlstraße bieten inhabergeführte Geschäfte neben den üblichen Ketten. Wer es klimatisiert mag, findet im Bodensee Center ein Einkaufszentrum.