Friedrichshafen & Oberschwaben

Das Dornier Museum: Zeitreise durch die Luftfahrt am Flughafen Friedrichshafen

Direkt am Flughafen Friedrichshafen steht ein Museum, das aussieht wie ein gelandetes Raumschiff. Innen warten riesige Flugboote und Originalmaschinen. Die Geschichte der Luftfahrt, erzählt durch die Augen eines Visionärs.

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Zwischenablage

Das Dornier Museum liegt dort, wo es hingehört: direkt neben dem Rollfeld des Bodensee-Airports. Wenn du auf der Terrasse des angeschlossenen DO-X Restaurants sitzt, kannst du Zeppeline beim Starten und Landen zusehen. Der Standort ist kein Zufall. Friedrichshafen war die Geburtsstätte der Dornier-Werke, hier hat Claude Dornier ab 1910 seine Karriere im Zeppelin-Konzern begonnen.

Claude Dornier, geboren 1884 in Kempten, war einer dieser Typen, die nicht aufhören konnten zu tüfteln. Der Sohn eines französischen Lehrers studierte in München Maschinenbau und kam 1910 als 26-Jähriger in die Versuchsabteilung von Graf Zeppelin. Sein erster Flugzeug-Entwurf fiel beim Professor durch, weil er statt eines Propellers einen Antrieb wie bei einem Raddampfer vorsah. Aber Dornier gab nicht auf. Er erfand die drehbare Zeppelinhalle, entwickelte die statischen Grundlagen für Luftschiffe weiter und schaffte 1914 mit der Dornier Metallbau GmbH den Sprung in die Selbstständigkeit.

Ein Hangar voller Geschichte

Über 6.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Knapp 400 Exponate. Zwölf Originalflugzeuge. Das Museum ist groß, aber nicht überladen. Die Architektur stammt vom Büro Allmann Sattler Wappner aus München. Der Grundriss des Gebäudes bildet eine Rollfeld-Abzweigung nach – als würde das Museum selbst gleich abheben wollen. Im großen Hangar stehen die Maschinen, die Dornier berühmt machten: Flugboote mit massiven Rümpfen, nostalgische Passagiermaschinen, Hubschrauber zum Einsteigen.

Besonders beeindruckend sind die beiden Nachbauten im Originalmaßstab: die Dornier Merkur und der legendäre Dornier Wal. Der Wal war Dorniers Durchbruch in den 1920er Jahren. Rund 250 Exemplare wurden gebaut, das Flugboot brach 20 Weltrekorde. Sogar Polarforscher Roald Amundsen nutzte 1925 einen Wal für seine spektakulären Arktis-Flüge. Wenn du vor dieser Maschine stehst, bekommst du ein Gefühl dafür, was damals möglich war – und wie mutig diese Pioniere gewesen sein müssen.

Die schwebende Museumsbox

Über dem Foyer schwebt eine gläserne Box. Hier ist das Herzstück der Ausstellung untergebracht. In dieser Museumsbox erfährst du alles über Claude Dorniers Leben und Werk, über die technischen Innovationen, die aus seinem Betrieb kamen, und über die Höhen und Tiefen seines Unternehmens. Dornier musste sich durch zwei Weltkriege, die Weimarer Republik, das Nazi-Regime und schließlich die Bundesrepublik navigieren. Das war nicht immer sauber. 1937 lieferte Dornier Bomber an die Legion Condor im Spanischen Bürgerkrieg. Die Geschichte wird im Museum nicht verschwiegen, aber auch nicht dramatisiert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg stand Dornier vor den Trümmern seines Lebenswerks. Die Alliierten stuften ihn als "Mitläufer" ein. Er zog in die Schweiz, nach Zug, und begann von vorn. In einem kleinen Büro in Rorschach entwickelte er weiter. Die Do 27, ein Kurzstartflugzeug, feierte in den 1950er Jahren Erfolge. Dornier blieb bis zu seinem Tod 1969 aktiv.

Raumfahrt und Satelliten

Das Museum beschränkt sich nicht auf Flugzeuge. Ein eigener Bereich widmet sich der Raumfahrt. Sieben Ausstellungsstücke in Originalgröße, darunter ein echter Raumanzug und ein Mars-Meteorit. Die Kinder-Raumfahrtausstellung ist besonders gelungen. Hier gibt es eine Außerirdischen-Sammlung, Lego-Raumfahrt-Modelle und eine Marsstation der Zukunft. Auch für Kinder, die sonst im Museum vielleicht schnell gelangweilt wären, gibt's hier einiges zu entdecken.

Was viele nicht wissen: Dornier war nicht nur im Flugzeugbau tätig. Das Unternehmen entwickelte auch Satelliten, Drohnen und sogar medizinische Geräte wie den Nierensteinzertrümmerer. Die Blackbox für Flugzeuge? Ebenfalls eine Dornier-Erfindung. Diese Vielseitigkeit wird im Museum sichtbar.

James Turrells Lichtspiele

Wenn die Sonne untergeht, verwandelt sich das Museum. Die Fassade aus transluzenten Polykarbonatplatten beginnt zu leuchten. Der amerikanische Lichtkünstler James Turrell hat 2009 eine ortspezifische Lichtinstallation für das Dornier Museum entwickelt. Turrell ist einer der bedeutendsten Vertreter der Lichtkunst weltweit, bekannt für seinen Roden Crater in Arizona und seine Skyspaces. Dass er ausgerechnet für das Dornier Museum arbeitete, war fast Zufall: Turrell ist selbst leidenschaftlicher Pilot und wollte ursprünglich eine Do 27 kaufen. Über diesen Kontakt entstand die Zusammenarbeit.

Die Fassade wird durch LEDs in über 65.000 Helligkeitsdifferenzierungen und Millionen von Farbnuancen beleuchtet. Keine Vorstellung gleicht der anderen. Das Licht löst die Materialität der Fassade auf, lässt das Gebäude schweben. Es ist eines der wenigen dauerhaft zugänglichen Werke Turrells in Deutschland und allein schon einen Besuch wert.

Praktisches für den Besuch

Das Museum hat dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Montags ist geschlossen, außer an Feiertagen oder während der Schulferien in Baden-Württemberg. Geschlossen bleibt das Museum am 24., 25. und 31. Dezember sowie am 1. Januar. Der Eintritt kostet für Erwachsene rund 13 Euro, Ermäßigungen gibt es für Kinder, Studenten und Senioren. Wer mit dem Katamaran von Konstanz anreist, kann ein Kombiticket kaufen, das Fähre, Zug und Museumseintritt beinhaltet.

Direkt am Museum gibt's einen großen Parkplatz. Die Tagespauschale beträgt 3,50 Euro pro Fahrzeug. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichst du das Museum über die Bahnhaltestelle Friedrichshafen-Flughafen. Die RB 91 hält dort regelmäßig. Auch mehrere Buslinien fahren zum Flughafen.

Führungen und Extras

Von Mai bis Oktober gibt's täglich um 11:30 Uhr eine öffentliche Führung, in den Ferien auch öfter. Die Führungen dauern etwa eine Stunde und bringen dir die Anekdoten näher, die in den Texttafeln nicht stehen. Wer lieber auf eigene Faust losziehen will, kann den interaktiven Mediaguide für Smartphones nutzen. Für Kinder gibt's eine Rätseltour mit dem bekannten Toniebox-System.

Highlight für Technikfans: Im Original-Cockpit einer Dornier Do 27 kannst du einen virtuellen Rundflug über den Bodensee machen. Das kostet extra, dauert 15 Minuten und ist tatsächlich beeindruckend. Auch ein Flugsimulator steht zur Verfügung. Tretflieger für Kinder auf der Terrasse sorgen dafür, dass auch die Kleinen auf ihre Kosten kommen.

Kombiticket mit dem Zeppelin Museum

Luftfahrt-Enthusiasten sollten sich das Kombiticket mit dem Zeppelin Museum nicht entgehen lassen. Beide Museen sind historisch eng miteinander verwoben – Claude Dornier arbeitete schließlich für Graf Zeppelin. Das Ticket gilt sieben Tage und kostet weniger als zwei Einzeleintritte. Das Zeppelin Museum liegt in der Innenstadt von Friedrichshafen, vom Dornier Museum aus mit dem Bus in rund 20 Minuten zu erreichen.

Restaurant und Außenbereich

Das DO-X Restaurant im Museum ist mehr als eine Museumsküche. Die große Terrasse bietet einen direkten Blick auf den Zeppelin-Hangar gegenüber. Hier starten und landen die Zeppeline, die heute noch über den Bodensee fliegen. Sonntags gibt's ein Frühstücksbuffet, das du online reservieren solltest. Die Preise sind moderat, die Küche solide. Nichts Spektakuläres, aber durchaus zu empfehlen, wenn du nach dem Museumsbesuch noch etwas Zeit hast.

Im Außenbereich zwischen Museum und Rollfeld stehen mehrere Flugzeuge, die du aus der Nähe betrachten kannst. Manche sind sogar begehbar. An manchen Tagen herrscht hier ordentlich Betrieb, besonders wenn gerade ein Zeppelin startet oder ein Linienflug landet. Das Museum ist barrierefrei gestaltet, auch für Rollstuhlfahrer problemlos zugänglich.

Für wen lohnt sich das Museum?

Wer sich für Technik, Geschichte oder Luftfahrt interessiert, ist hier richtig. Das Museum ist textlastig, also weniger geeignet für ganz kleine Kinder unter fünf Jahren. Für ältere Kinder und Jugendliche gibt's genug interaktive Elemente, um die Sache spannend zu halten. Familien mit unterschiedlich alten Kindern finden hier ein gutes Angebot. Das Museum hat 2022 das Zertifikat als familienfreundliches Ausflugsziel erhalten.

Plane mindestens zwei Stunden ein, besser drei. Wenn du die Führung mitmachst, die Simulatoren ausprobierst und im Restaurant einkehrst, können es auch vier Stunden werden. Das Museum ist nicht riesig, aber dicht gepackt mit Informationen. Übrigens: An regnerischen Tagen ist das Museum perfekt, aber auch bei schönem Wetter lohnt sich der Besuch – vor allem wegen der Terrasse und der Außenexponate.

Veranstaltungen und Sonderausstellungen

Das Dornier Museum versteht sich als Kulturtreffpunkt. Regelmäßig finden Konzerte, Vorträge und kulinarische Abende statt. Die Gesprächsreihe "Innovation & Luftfahrt" bringt Experten zusammen, die über aktuelle Entwicklungen in der Branche diskutieren. Auch Krimidinner und Rockkonzerte finden im Hangar statt. Der große Raum mit den historischen Flugzeugen als Kulisse macht jede Veranstaltung zu etwas Besonderem.

Sonderausstellungen wechseln regelmäßig. 2022 gab es beispielsweise eine große Ausstellung zum 100. Jubiläum des Wal-Erstfluges. Aktuelle Informationen findest du auf der Website des Museums. Tickets für Veranstaltungen sind oft schnell ausverkauft, also rechtzeitig buchen.

Die Baracke Seemoos

Auf dem Parkplatz vor dem Museum steht eine unscheinbare Holzbaracke. Das ist die Baracke Seemoos, die als Keimzelle des Dornier-Unternehmens gilt. Sie wurde 2016 an diesem neuen Standort wiedererrichtet. Von außen wirkt sie unspektakulär, aber wenn man weiß, dass hier einst die Geschichte eines Weltkonzerns begann, bekommt sie eine gewisse Aura.

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