Überlingen liegt am nordwestlichen Bodensee, genauer gesagt am sogenannten Überlinger See – einem fjordähnlichen Seitenarm, der sich vom Hauptbecken abzweigt. Die Stadt erstreckt sich über mehrere Kilometer entlang des Ufers und klettert dabei ordentlich in die Höhe. Rund 23.000 Menschen leben hier, was für eine Kurstadt mit langer Tradition passend erscheint. Von Konstanz aus erreichst du Überlingen in etwa 30 Minuten mit dem Auto, alternativ fährt regelmäßig die Fähre nach Meersburg – von dort sind es noch mal 20 Kilometer.
Die Altstadt liegt direkt am Wasser, dahinter steigen Weinberge und bewaldete Hänge an. Das Panorama wirkt an manchen Stellen fast schon südländisch, besonders wenn die Sonne auf die Fassaden trifft und sich die Wellen im Hafen kräuseln. Von vielen Punkten aus siehst du die Alpen, sofern das Wetter mitspielt – dann ragen die Gipfel wie eine gezackte Kulisse hinter dem Wasser auf.
Historisches Pflaster mit Charakter
Schon im Mittelalter war Überlingen eine bedeutende Reichsstadt, was man heute noch an den Gebäuden ablesen kann. Das Münster St. Nikolaus thront über der Altstadt und gilt als größte spätgotische Kirche am Bodensee. Der Bau begann im 14. Jahrhundert und zog sich über mehrere Generationen hin. Innen erwartet dich ein fünfschiffiges Gewölbe, das ziemlich beeindruckend wirkt – vor allem, weil die Proportionen so harmonisch sind. Der barocke Hochaltar stammt vom Bildhauer Jörg Zürn, dessen Werk du in der ganzen Region immer wieder begegnest.
Das Rathaus am Marktplatz stammt aus dem 15. Jahrhundert und beherbergt im ersten Stock den Ratssaal. Dessen Holzvertäfelung und Schnitzereien sind kunsthistorisch wertvoll, können aber nur im Rahmen von Führungen besichtigt werden. Draußen auf dem Platz herrscht an Markttagen ein munteres Treiben, das sich deutlich von den touristisch aufgemotzten Märkten anderswo unterscheidet. Hier kaufen Einheimische Gemüse und Käse, plaudern mit den Ständlern, und das Ganze fühlt sich angenehm unprätentiös an.
Einen Steinwurf entfernt steht das Reichlin-von-Meldegg-Haus, ein Patriziergebäude aus dem 15. Jahrhundert. Heute beherbergt es das städtische Museum, das sich auf die Lokalgeschichte konzentriert. Besonders sehenswert ist die Puppenstubensammlung im zweiten Stock – mehr als 150 historische Stuben und Kaufläden, die einen überraschend detaillierten Einblick in bürgerliche Wohnkultur geben. Klingt erstmal speziell, ist aber tatsächlich kurzweiliger als gedacht.
Uferpromenade und Parkanlagen
Eines der größten Pfunde Überlingens ist die Uferpromenade. Sie zieht sich über mehrere Kilometer am See entlang und bietet immer wieder andere Perspektiven. Mal verläuft sie direkt am Wasser, mal durch Parkanlagen mit altem Baumbestand. Im Sommer sitzen die Leute auf den Wiesen, lesen oder picknicken, während die Schwäne gemächlich vorbeiziehen. Die Atmosphäre bleibt selbst an schönen Wochenenden entspannt – anders als in Meersburg oder Konstanz, wo es schnell mal eng wird.
Ein Highlight ist der Stadtgarten, der ab 1875 nach Plänen eines Gartenbaumeisters angelegt wurde. Hier wachsen exotische Bäume und Sträucher, die vom milden Bodenseeklima profitieren: Mammutbäume, Libanonzedern, sogar Palmen und Bambus. Im Rosengarten blühen im Sommer hunderte Sorten, der Duft ist an warmen Tagen ziemlich intensiv. Überlingen war lange Kurort, und diese Tradition prägt bis heute das Stadtbild – überall gibt es gepflegte Anlagen, Bänke, Brunnen.
Ein Stück weiter östlich liegt der Villengarten mit der Grafen-Kapelle, auch "Aufkirch" genannt. Von hier oben hast du einen schönen Blick über Stadt und See. Der Aufstieg ist ein bisschen steil, aber lohnt sich, besonders gegen Abend, wenn das Licht golden wird und die Berge gegenüber anfangen zu glühen.
Baden, Schiffe und Wassersport
Baden kannst du in Überlingen an mehreren Stellen. Das Strandbad West liegt zentral nahe der Altstadt und bietet Liegewiesen, einen Sandstrand und einen Sprungturm. Das Bad ist zwar in die Jahre gekommen, funktioniert aber einwandfrei. Im Sommer wird es hier voll, aber nicht überfüllt. Das Strandbad Ost, auch "Badewelt Überlingen" genannt, wurde aufwendiger gestaltet und hat zusätzlich ein Restaurant direkt am Wasser. Beide Bäder haben getrennte Nichtschwimmerbereiche, was mit Kindern praktisch ist.
Wer lieber frei baden will, findet entlang der Promenade immer wieder Zugänge zum See. Die Wasserqualität ist durchweg gut, auch wenn der Überlinger See etwas kühler ist als der Obersee. An heißen Tagen spielt das keine Rolle, im Frühjahr und Herbst merkst du den Unterschied aber schon.
Vom Stadthafen aus fahren regelmäßig Schiffe der Weißen Flotte – nach Konstanz, Meersburg, auf die Insel Mainau oder rüber ans Schweizer Ufer. Die Rundfahrten dauern je nach Route zwischen einer und drei Stunden. Besonders schön ist die Abendfahrt, wenn sich die Sonne im Wasser spiegelt und die Stimmung an Bord gelöst wird.
Wer selbst aktiv werden will, kann Tretboote, Stand-up-Paddleboards oder Kajaks ausleihen. Segeln und Surfen ist hier weniger verbreitet als weiter westlich, weil der Wind am Überlinger See nicht ganz so zuverlässig bläst. Dafür ist das Wasser ruhiger, was für entspannte Paddeltouren ideal ist.
Kulinarik zwischen Tradition und Moderne
Überlingen hat keine spektakuläre Gastro-Szene, aber solide Restaurants, die regionale Küche ernst nehmen. Am See gibt es mehrere Lokale mit Terrasse, wo du Felchen, Zander oder Saibling frisch aus dem Bodensee bekommst. Die Qualität schwankt, aber die meisten Betriebe arbeiten mit lokalen Fischern zusammen, was man schmeckt. Typisch sind auch Maultaschen, Spätzle und Zwiebelrostbraten – Klassiker der schwäbischen Küche, die hier überall auf den Karten stehen.
Der Wochenmarkt am Mittwoch und Samstag ist eine gute Adresse für frische Produkte. Es gibt Käse von den umliegenden Höfen, Obst und Gemüse aus der Region, außerdem Brot, Honig und Wurst. Die Stimmung ist ungekünstelt, die Preise fair. Wenn du selbst kochst oder ein Picknick planst, kommst du hier gut zurecht.
Wein spielt in Überlingen eine wichtige Rolle. Die Hänge rund um die Stadt sind mit Reben bestückt, hauptsächlich Müller-Thurgau und Spätburgunder. Ein paar Weingüter bieten Führungen und Verkostungen an, etwa das Staatsweingut Meersburg, das auch in Überlingen Rebflächen bewirtschaftet. Die Weine sind in der Regel frisch und unkompliziert, passen gut zu Fisch und leichten Gerichten.
Ausflüge in die Umgebung
Von Überlingen aus lassen sich einige sehenswerte Orte erreichen. Die Wallfahrtskirche Birnau liegt nur wenige Kilometer östlich, direkt über dem See. Der barocke Bau stammt aus dem 18. Jahrhundert und gehört zu den prächtigsten Kirchen am Bodensee. Innen dominieren Rosa- und Goldtöne, überall gibt es Stuck, Fresken und geschnitzte Figuren. Besonders berühmt ist der "Honigschlecker", ein Putto an einer Seitenkapelle, der an einem Bienenstock nascht. Die Aussicht von der Terrasse vor der Kirche ist spektakulär – der See liegt dir zu Füßen, im Hintergrund erheben sich die Alpen.
Wer gerne wandert, kann auf dem Bodensee-Rundwanderweg in beide Richtungen losziehen. Nach Westen führt der Weg über Sipplingen nach Bodman, nach Osten über Birnau Richtung Meersburg. Die Strecken verlaufen meist am Ufer entlang oder durch lichte Wälder, sind gut ausgeschildert und bieten immer wieder Ausblicke auf den See. Anspruchsvoll sind die Touren nicht, aber bei Hitze solltest du genug Wasser dabeihaben.
Mit dem Fahrrad erreichst du die Insel Mainau in etwa 30 Minuten. Der Radweg führt durch kleine Ortschaften und über sanfte Hügel, ist familientauglich und gut asphaltiert. Die Mainau selbst ist eine Parkanlage mit Blumenpracht, die vor allem im Frühjahr und Sommer beeindruckt. Eintritt kostet allerdings, und an Sommerwochenenden kann es voll werden.