Überlingen, Salem & Meersburg

Affenberg Salem: Ein Wald mit 200 Berberaffen mitten im Badischen

Keine zehn Kilometer vom Bodensee entfernt leben über 200 Berberaffen in einem 20 Hektar großen Waldstück. Ohne Zäune zwischen dir und den Tieren. Nur ein Rundweg, Popcorn in der Hand und jede Menge neugierige Affenaugen.

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Zwischenablage

Der Affenberg Salem liegt versteckt zwischen sanften Hügeln und Obstwiesen, etwa acht Kilometer nördlich von Meersburg. Wer von der B31 oder von Salem her kommt, folgt den braunen Hinweisschildern durch kleine Ortschaften, bis plötzlich ein großer Parkplatz auftaucht. Gleich daneben das Besucherzentrum mit Kasse, Shop und einem kleinen Café. Schon beim Aussteigen hörst du manchmal das typische Geschnatter der Affen aus dem Wald herüberdringen.

Gegründet wurde der Park 1976 von Baron Gilbert de Turckheim. Die Idee war damals ziemlich ungewöhnlich: Berberaffen, die eigentlich aus den Gebirgen Nordafrikas stammen, sollten in einem deutschen Laubwald leben. Freilaufend, ohne Gitter. Das Konzept ging auf. Heute ist der Affenberg eine der bekanntesten Attraktionen am nördlichen Bodensee und eine der wenigen Einrichtungen in Europa, wo du den Tieren so nahe kommst.

Das Prinzip: Freiraum statt Gehege

Betritt man den Affenberg durch das Eingangstor, gibt's zunächst eine kurze Einweisung. Ein Mitarbeiter erklärt die wichtigsten Regeln, dann bekommst du eine Tüte Popcorn in die Hand gedrückt. Damit darfst du die Affen füttern. Und zwar nur damit. Andere Lebensmittel sind tabu, weil sie den Tieren schaden können. Das Popcorn ist ungesalzen und speziell für die Berberaffen gedacht.

Der Rundweg führt etwa einen Kilometer durch den Wald, vorbei an alten Buchen und Eichen. Die Affen bewegen sich völlig frei. Manche sitzen auf den Wegen, andere hangeln sich durch die Bäume oder toben auf den Lichtungen herum. Es gibt keine Absperrungen zwischen dir und ihnen. Du läufst mitten durch ihr Revier.

Die Atmosphäre ist erstaunlich entspannt. Die Affen sind an Menschen gewöhnt und zeigen kaum Scheu. Gleichzeitig sind sie keine zahmen Haustiere. Man spürt deutlich, dass hier Wildtiere leben, die ihre eigene Hierarchie und Tagesstruktur haben. Manche Besucher stehen anfangs etwas unsicher da, aber nach ein paar Minuten legt sich die Nervosität meistens.

Berberaffen – Die Bergbewohner aus dem Atlas

Berberaffen gehören zur Gattung der Makaken und sind die einzigen freilebenden Affen Europas. In Nordafrika bewohnen sie die Bergwälder des Atlas und des Rif-Gebirges, vor allem in Marokko und Algerien. In ihrer Heimat sind sie bedroht, weil ihr Lebensraum schrumpft und sie teilweise illegal gefangen werden. Die Population am Affenberg Salem ist deshalb auch ein wichtiger Beitrag zum Artenschutz.

Optisch fallen die Tiere durch ihr dichtes, graubraunes Fell auf. Auffällig ist, dass sie keinen langen Schwanz haben wie viele andere Affenarten, sondern nur einen kleinen Stummel. Erwachsene Männchen können bis zu 15 Kilogramm schwer werden, Weibchen sind deutlich leichter. Ihre Gesichter wirken ausdrucksstark, fast menschlich. Man sieht ihnen an, wenn sie neugierig sind, genervt oder gerade richtig gut drauf.

Berberaffen leben in sozialen Gruppen mit klaren Rangordnungen. Am Affenberg Salem gibt es mehrere Familienverbände, die sich bestimmte Bereiche im Wald aufteilen. Dominante Männchen führen die Gruppe an, Weibchen kümmern sich gemeinsam um die Jungtiere. Besonders im Frühjahr, wenn die Babys geboren werden, ist viel los. Dann sieht man überall kleine Affenkinder, die am Bauch ihrer Mutter klammern oder ihre ersten wackeligen Kletterversuche starten.

Füttern will gelernt sein

Viele Besucher kommen wegen der Fütterung. Und tatsächlich ist das ein echtes Highlight. Die Affen haben gelernt, dass Menschen Popcorn dabeihaben, und positionieren sich gerne strategisch am Wegesrand. Manche strecken die Hand aus, andere sitzen einfach da und warten ab. Einige sind richtig geschickt darin, sich das Futter zu holen.

Es braucht ein bisschen Mut, die Hand auszustrecken und das Popcorn auf die Handfläche zu legen. Die Affen greifen meist vorsichtig zu, manchmal aber auch ziemlich forsch. Ihre Hände fühlen sich erstaunlich warm und ledrig an. Keine Sorge: Bissig werden die Tiere nur, wenn man sie bedrängt oder versucht, sie anzufassen. Genau deshalb ist es verboten, die Affen zu berühren oder ihnen zu nahe zu kommen.

Ein ungeschriebenes Gesetz: Halte Augenkontakt, aber starre nicht. Direktes, langes Anstarren empfinden Berberaffen als Bedrohung. Wer entspannt bleibt und die Tiere einfach machen lässt, hat in der Regel kein Problem. Eltern mit kleinen Kindern sollten trotzdem aufmerksam sein. Die Affen sind zwar friedlich, aber unberechenbar bleiben sie trotzdem.

Die Damhirsche als stille Nachbarn

Im hinteren Teil des Rundwegs teilen sich die Affen ihren Lebensraum mit einer Herde Damhirsche. Die Hirsche sind deutlich scheuer als die Affen und halten meist etwas Abstand. Trotzdem kommt es vor, dass Affen und Hirsche gemeinsam auf einer Wiese grasen oder sich in der Nähe eines Wassertümpels aufhalten.

Die Damhirsche wurden später in das Areal integriert, um die Artenvielfalt zu erhöhen und das Waldbild natürlicher zu gestalten. Sie tragen mit ihrem Fressverhalten dazu bei, dass der Wald nicht zu sehr zuwächst. Für Besucher ist es ein schöner Kontrast: Auf der einen Seite die quirligen, lauten Affen, auf der anderen Seite die ruhigen, eleganten Hirsche.

Der Storchenweiher – Ein Abstecher lohnt sich

Kurz vor dem Ende des Rundwegs führt ein kleiner Abzweig zum Storchenweiher. Hier hat der Affenberg eine Plattform angelegt, von der aus man Weißstörche beobachten kann. Die Störche brüten auf künstlich angelegten Nestern und sind vor allem zwischen April und August gut zu sehen. Mit etwas Glück kannst du beobachten, wie sie ihre Jungen füttern oder mit lautem Klappern kommunizieren.

Der Weiher selbst ist von Schilf und Weiden umgeben. Libellen schwirren im Sommer über das Wasser, Frösche quaken im Hintergrund. Ein ruhiger Ort, an dem man kurz durchatmen kann, bevor es zurück zum Trubel der Affen geht.

Führungen und Fütterungszeiten

Mehrmals täglich finden öffentliche Fütterungen statt, bei denen die Tierpfleger größere Mengen Futter verteilen und dabei Wissenswertes über die Affen erzählen. Diese Fütterungen sind gut besucht, weil dann besonders viele Tiere aktiv werden. Die Pfleger kennen viele Affen namentlich und können spannende Anekdoten erzählen: Welcher Affe gerade zum Alphamännchen aufgestiegen ist, welche Jungtiere besonders frech sind oder wer mit wem gerade im Clinch liegt.

Wer mehr wissen möchte, kann an einer geführten Tour teilnehmen. Die Guides erklären das Sozialverhalten der Berberaffen, erzählen von der Geschichte des Affenbergs und geben Einblicke in die tägliche Arbeit der Tierpfleger. Gerade für Familien mit Kindern sind diese Führungen lohnend, weil sie das Erlebnis vertiefen.

Praktisches für den Besuch

Der Affenberg Salem ist von Ende März bis Anfang November geöffnet. In den Wintermonaten schließt die Anlage, weil die Affen dann in ihre Winterquartiere ziehen und weniger aktiv sind. Die genauen Öffnungszeiten variieren je nach Saison, ein Blick auf die Website lohnt sich vor der Anfahrt.

Der Eintritt kostet für Erwachsene rund zehn Euro, Kinder zahlen weniger. Familien und Gruppen bekommen Ermäßigungen. Das Popcorn ist im Eintrittspreis enthalten, du kannst aber im Laufe des Rundwegs Nachschub kaufen, falls die erste Tüte schon leer ist.

Die Wege sind befestigt und größtenteils auch mit Kinderwagen befahrbar, allerdings gibt es ein paar Steigungen. Festes Schuhwerk ist sinnvoll, besonders wenn es feucht ist. Bei Regen kann es schlammig werden. Hunde dürfen nicht mit auf das Gelände, was nachvollziehbar ist.

Gastronomisch gibt es am Eingang ein kleines Café mit Kaffee, Kuchen und einfachen Snacks. Wer mehr Hunger hat, findet in Salem oder Meersburg eine größere Auswahl. Der Besuch selbst dauert etwa ein bis zwei Stunden, je nachdem, wie viel Zeit du dir bei den Tieren lässt.

Was du beachten solltest

Die Affen sind neugierig und haben gelernt, dass Besucher interessante Dinge dabeihaben. Taschen, Rucksäcke, Jacken oder Sonnenbrillen können schnell mal zur Zielscheibe werden. Es kommt vor, dass ein Affe versucht, etwas aus einer offenen Tasche zu ziehen oder an einem Rucksack zu zupfen. Deshalb: Verschließe alles gut und trage Wertsachen am besten eng am Körper.

Fotografieren ist erlaubt und lohnt sich definitiv. Die Affen sind fotogen und wenig kamerascheu. Viele tolle Motive gibt es, wenn die Tiere sich gegenseitig das Fell pflegen, mit ihren Jungen spielen oder einfach entspannt in der Sonne sitzen. Blitzlicht solltest du allerdings vermeiden, das stört die Tiere.

Ebenfalls wichtig: Nicht anfassen. Die Regel wird immer wieder betont, aber manche Besucher können der Versuchung nicht widerstehen. Die Affen sind Wildtiere und können unvorhersehbar reagieren. Außerdem können Krankheiten übertragen werden, in beide Richtungen. Also: Schauen, staunen, füttern, aber Hände weg.

Kombination mit anderen Zielen

Der Affenberg lässt sich gut mit anderen Sehenswürdigkeiten in der Region verbinden. Das Schloss Salem ist nur wenige Kilometer entfernt und einen Abstecher wert. Die ehemalige Zisterzienserabtei beeindruckt mit ihrer Architektur und den weitläufigen Parkanlagen. Im Sommer finden dort oft Konzerte und Veranstaltungen statt.

Auch Meersburg ist schnell erreicht. Die mittelalterliche Stadt am Bodenseeufer lockt mit verwinkelten Gassen, der imposanten Burg und einem schönen Seezugang. Wer nach dem Affenbesuch noch Lust auf Wasser hat, kann am Ufer spazieren gehen oder eine Schifffahrt machen.

Für Familien bietet sich außerdem das nahegelegene Erlebnisbad Aquastaad in Immenstaad an, oder man fährt weiter nach Friedrichshafen, wo das Zeppelin Museum und das Dornier Museum Technikfans begeistern.

Artenschutz und Forschung

Der Affenberg Salem ist nicht nur eine Touristenattraktion, sondern auch eine wissenschaftlich begleitete Einrichtung. Forscher der Universität Zürich und anderer Institute beobachten hier regelmäßig das Verhalten der Berberaffen. Die Erkenntnisse fließen in internationale Artenschutzprojekte ein und helfen, die wildlebenden Populationen in Nordafrika besser zu schützen.

Die Population am Affenberg ist genetisch wertvoll, weil sie einen breiten Genpool aufweist. Gelegentlich werden Tiere an andere Zoos oder Schutzprojekte abgegeben, um dort die Zucht zu unterstützen. Umgekehrt kommen manchmal neue Affen aus anderen Einrichtungen nach Salem, um Inzucht zu vermeiden.

Außerdem engagiert sich der Affenberg in Aufklärungsarbeit. Schautafeln entlang des Rundwegs informieren über die Bedrohung der Berberaffen in freier Wildbahn, über ihr Sozialverhalten und über die Bedeutung von Schutzgebieten. Für Schulklassen gibt es pädagogische Programme, die das Thema Artenschutz altersgerecht vermitteln.

Persönlicher Eindruck

Was den Affenberg Salem besonders macht, ist diese Mischung aus Nähe und Respekt. Du stehst wirklich mitten zwischen den Tieren, aber es fühlt sich nie an wie ein Streichelzoo. Die Affen leben ihr Leben, und du darfst einen Moment lang dabei zusehen. Manchmal sitzt ein Tier nur wenige Zentimeter neben dir auf einer Bank, kaut genüsslich an einem Popcorn und schaut dich aus seinen dunklen Augen an. Solche Momente vergisst man nicht so schnell.

Auch die Geräuschkulisse bleibt im Gedächtnis: Das Rascheln im Laub, wenn eine Gruppe Affen durch den Wald streift. Das leise Grunzen und Schmatzen beim Fressen. Das gelegentliche Kreischen, wenn zwei Jungtiere sich balgen. Dazu das Vogelgezwitscher und das Rauschen der Blätter im Wind. Es riecht nach Wald, nach Erde, manchmal auch ein bisschen nach Tier. Eben natürlich.

Für Kinder ist der Affenberg ein Abenteuer. Sie dürfen Tiere füttern, durch den Wald laufen und hautnah erleben, wie Affen sich verhalten. Viele Erwachsene sind aber genauso fasziniert. Man lernt viel über Sozialstrukturen, Körpersprache und darüber, wie nah uns diese Tiere eigentlich sind.

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