Ostufer mit Lindau & Bregenz

Bregenz: Kultur auf dem Wasser, Wandern in den Bergen und eine Stadt zum Verweilen

Bregenz liegt dort, wo der Bodensee auf die Alpen trifft – und genau diese Kombination macht die Vorarlberger Landeshauptstadt so besonders. Die Festspiele auf der Seebühne ziehen jeden Sommer Tausende an, doch die Stadt hat weit mehr zu bieten als nur spektakuläre Operninszenierungen.

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Zwischenablage

Bregenz schmiegt sich an die östlichste Bucht des Bodensees, direkt dort, wo Österreich, Deutschland und die Schweiz nahezu aneinanderstoßen. Rund 30.000 Menschen leben in der Stadt, die gleichzeitig Hauptstadt des Bundeslandes Vorarlberg ist. Was Bregenz von anderen Bodenseestädten unterscheidet? Die unmittelbare Nähe zu den Bergen. Während du morgens noch am Seeufer entlangschlenderst, kannst du nachmittags bereits auf 1.064 Metern Höhe stehen – der Pfänder macht's möglich, und zwar ohne großen Aufwand.

Die Stadt erstreckt sich über mehrere Ebenen. Unten am See liegt die moderne Unterstadt mit Hafen, Festspielhaus und der berühmten Seebühne. Etwas höher findest du die Oberstadt, den historischen Kern mit Fachwerkhäusern und engen Gassen. Und über allem thront der Pfänder, Bregenzer Hausberg und Aussichtspunkt zugleich. Diese vertikale Gliederung prägt nicht nur die Topografie, sondern auch den Charakter der Stadt.

Die Seebühne und die Festspiele – das kulturelle Aushängeschild

Man kommt kaum um sie herum, wenn man über Bregenz spricht: die Seebühne. Seit 1946 finden hier jeden Sommer die Bregenzer Festspiele statt, und die schwimmende Bühne auf dem Bodensee ist längst zum Markenzeichen geworden. Die Konstruktion ist gigantisch – die Bühne misst etwa 26 mal 16 Meter und fasst Bühnenbild-Elemente, die oft mehrere Stockwerke hoch sind. Jede Inszenierung bleibt zwei Jahre im Programm, dann wird ein neues Bühnenbild aufgebaut.

Was viele nicht wissen: Die Zuschauer sitzen an Land, auf Tribünen, die Platz für knapp 7.000 Menschen bieten. Das Orchester spielt im angrenzenden Festspielhaus, von wo aus die Musik über Lautsprecher nach draußen übertragen wird. Das klingt erst mal unromantisch, funktioniert aber erstaunlich gut. Die Akustik ist natürlich nicht mit einem Konzertsaal zu vergleichen, aber die Atmosphäre – See, Berge, Abendhimmel – gleicht das mehr als aus.

Die Inszenierungen sind oft spektakulär, manchmal auch etwas plakativ. Ein riesiges Auge, das aus dem Wasser ragt, oder eine überdimensionale Skeletthand – Bregenz setzt auf visuelle Wucht. Manche Opernpuristen rümpfen darüber die Nase, aber genau diese Mischung aus Hochkultur und Massenspektakel zieht ein breites Publikum an. Karten solltest du früh buchen, beliebte Termine sind oft Monate im Voraus ausverkauft. Übrigens: Auch wenn du keine Karte mehr bekommst, lohnt sich ein Spaziergang am Hafen während der Festspiele – die Stimmung ist besonders, und von manchen Stellen aus kannst du zumindest einen Blick auf das Bühnenbild erhaschen.

Das Festspielhaus und das Theater am Kornmarkt

Neben der Seebühne gehören zum Festspielprogramm auch Aufführungen im Festspielhaus selbst. Hier finden Orchesterkonzerte, Kammermusik und kleinere Opernproduktionen statt. Das Gebäude wurde in den 1980er Jahren direkt am Seeufer errichtet und fügt sich mit seiner schlichten, modernen Architektur gut in die Umgebung ein. Der große Saal bietet Platz für rund 1.700 Besucher und hat eine ausgezeichnete Akustik.

Auch außerhalb der Festspielzeit ist in Bregenz kulturell einiges los. Das Theater am Kornmarkt, ein kleines Stadttheater in der Oberstadt, spielt ganzjährig und setzt auf zeitgenössische Stücke, Klassiker und Eigenproduktionen. Das Haus ist winzig – nur gut 300 Plätze – aber genau das macht den Charme aus.

Die Oberstadt – mittelalterliches Flair über den Dächern

Wer durch die Oberstadt schlendert, merkt schnell: Hier oben ticken die Uhren anders. Die engen Gassen mit ihren Kopfsteinpflastern führen vorbei an Fachwerkhäusern, kleinen Läden und Cafés. Das Wahrzeichen ist der Martinsturm, ein ehemaliger Getreidespeicher aus dem 13. Jahrhundert mit einer charakteristischen Zwiebelhaube, die im 17. Jahrhundert aufgesetzt wurde. Der Turm beherbergt heute ein kleines Militärmuseum, das sich auf die Geschichte Vorarlbergs konzentriert. Die Sammlung ist überschaubar, aber durchaus interessant – vor allem die Exponate zur Zeit der napoleonischen Kriege.

Ein paar Schritte weiter steht die Pfarrkirche St. Gallus, ein barocker Bau mit reichlich Stuck und vergoldeten Altären. Der Kirchturm ist von vielen Stellen der Stadt aus sichtbar und dient als Orientierungspunkt. Direkt daneben liegt der Kornmarktplatz, ein kleiner, gemütlicher Platz mit Brunnen und ein paar Bänken. Hier sitzt man gerne mit einem Kaffee und beobachtet das Treiben.

Die Oberstadt war ursprünglich der Kern von Bregenz, befestigt und strategisch wichtig. Davon ist heute nicht mehr viel zu sehen – die Stadtmauern sind größtenteils verschwunden, und nur vereinzelte Reste erinnern an die mittelalterliche Vergangenheit. Aber die Atmosphäre ist geblieben. Es ist ruhiger hier oben, weniger touristisch als unten am See, und gerade deshalb lohnt sich ein Abstecher.

Der Pfänder – Aussichtsberg mit Perspektive

Der Pfänder ist so etwas wie das Wohnzimmer der Bregenzer. Die Seilbahn startet direkt am Stadtrand und bringt dich in wenigen Minuten auf den Gipfel. Oben erwartet dich ein Panorama, das seinesgleichen sucht: Der Bodensee liegt dir zu Füßen, im Westen erkennst du die Schweizer Alpen mit dem Säntis, im Süden die Vorarlberger und Tiroler Berge, und im Norden dehnt sich die Weite des Allgäus aus. Bei klarer Sicht kann man angeblich bis zu 240 Alpengipfel zählen – ob das stimmt, sei dahingestellt, aber beeindruckend ist es allemal.

Auf dem Pfänder gibt es mehrere Wanderwege, die sich für unterschiedliche Ansprüche eignen. Ein gemütlicher Rundweg führt in etwa einer Stunde um den Gipfelbereich, vorbei an Wiesen und durch lichte Wälder. Wer es sportlicher mag, kann von Bregenz aus zu Fuß hochsteigen – je nach Route dauert das zwischen eineinhalb und drei Stunden. Der Weg durch die sogenannte „Pfänderschlucht" ist besonders reizvoll, wenn auch stellenweise recht steil.

Oben gibt es ein Restaurant mit Terrasse, das solide österreichische Küche serviert. Nichts Spektakuläres, aber nach einer Wanderung schmeckt ein Wiener Schnitzel oder ein Kaiserschmarrn einfach gut. Für Familien mit Kindern gibt es außerdem einen kleinen Alpenwildpark, in dem Steinböcke, Hirsche und Murmeltiere zu sehen sind. Die Tiere sind an Menschen gewöhnt und lassen sich oft aus nächster Nähe beobachten.

Am Ufer entlang – die Seepromenade und der Hafen

Die Uferpromenade zieht sich mehrere Kilometer entlang des Bodensees und ist zu jeder Jahreszeit ein beliebter Ort zum Spazieren, Joggen oder einfach nur Dasitzen. Besonders schön ist es am frühen Abend, wenn die Sonne langsam hinter den Bergen verschwindet und das Wasser in warmen Farben leuchtet. An manchen Tagen liegt eine fast mediterrane Stimmung über dem See – nur die Berge im Hintergrund erinnern daran, dass man sich in den Alpen befindet.

Der Hafen von Bregenz ist Ausgangspunkt für zahlreiche Schifffahrten auf dem Bodensee. Von hier aus kannst du nach Lindau, Konstanz, Meersburg oder in die Schweiz übersetzen. Auch Rundfahrten werden angeboten, und im Sommer verkehren die Schiffe im Stundentakt. Wer Zeit hat, sollte eine der längeren Touren machen – vom Wasser aus sieht Bregenz noch mal ganz anders aus, und die Perspektive auf die Alpen ist grandios.

Direkt am Hafen liegt das sogenannte „Kunsthaus Bregenz", ein markanter Betonbau des Schweizer Architekten Peter Zumthor. Das Gebäude ist von außen unscheinbar, fast ein bisschen abweisend, aber innen verbirgt sich ein faszinierender Ausstellungsraum. Das Kunsthaus zeigt ausschließlich zeitgenössische Kunst, meist in thematischen Einzelausstellungen, die jeweils ein paar Monate laufen. Das Konzept ist bewusst minimalistisch – große, weiße Räume ohne Ablenkung, in denen die Kunstwerke für sich sprechen sollen. Nicht jedermanns Geschmack, aber architektonisch absolut sehenswert.

Das Vorarlberg Museum – Geschichte und Gegenwart einer Region

In unmittelbarer Nähe zum Kunsthaus steht das Vorarlberg Museum, das 2013 nach umfangreichen Umbauarbeiten wiedereröffnet wurde. Die Fassade besteht aus einer Art Betonrelief, das an Blumen erinnert – oder an geometrische Muster, je nachdem, wie man es betrachtet. Die Ausstellung im Inneren widmet sich der Geschichte und Kultur Vorarlbergs, von der Steinzeit bis zur Gegenwart.

Besonders interessant sind die Abschnitte über die Industrialisierung und die Textilindustrie, die in Vorarlberg lange eine zentrale Rolle spielte. Auch die Architektur der Region wird thematisiert – Vorarlberg gilt als Vorreiter im modernen Holzbau, und das Museum zeigt anschaulich, wie sich diese Tradition entwickelt hat. Ein Besuch lohnt sich nicht nur bei schlechtem Wetter, sondern auch, um ein besseres Verständnis für die Region zu bekommen.

Essen und Trinken – zwischen Alpenküche und internationaler Vielfalt

Die Bregenzer Gastronomie ist geprägt von regionalen Produkten und einer Mischung aus österreichischer, alemannischer und internationaler Küche. Käse spielt eine große Rolle – Vorarlberg ist bekannt für seine Bergkäse-Sorten, die oft direkt von Sennereien aus der Umgebung kommen. Kässpätzle sind ein Klassiker, den man fast überall bekommt, und wenn sie gut gemacht sind, mit geschmolzenem Käse und gerösteten Zwiebeln, dann kann man sich kaum satt essen daran.

Am See findest du zahlreiche Restaurants mit Terrassen, die vor allem im Sommer gut besucht sind. Die Preise liegen im oberen Mittelfeld, die Qualität ist meist solide. Wer es etwas authentischer mag, sollte in die Oberstadt ausweichen – dort gibt es kleinere Lokale mit weniger Touristen und oft mit persönlicherer Atmosphäre.

Ein Geheimtipp ist der Wochenmarkt auf dem Kornmarktplatz, der jeden Mittwoch und Samstag stattfindet. Hier verkaufen Bauern aus der Region Obst, Gemüse, Käse, Wurst und Brot. Die Qualität ist hervorragend, und die Preise sind fair. Ein guter Ort, um sich für ein Picknick am See einzudecken.

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