Der Pfänder, 1064 Meter hoch, ist sozusagen der Balkon von Bregenz. Technisch gesehen liegt der Berg zwar zum größten Teil auf dem Gemeindegebiet von Lochau, aber das kümmert in Bregenz niemanden – hier gilt der Pfänder als der Hausberg schlechthin. Und das ist auch verständlich, wenn man oben steht und den Bodensee unter sich liegen sieht.
Was den Pfänder auszeichnet, ist dieser 240-Kilometer-Blick. Die Zahl bezieht sich auf die angeblich 240 sichtbaren Alpengipfel – wobei niemand so recht weiß, wer die mal gezählt hat. Bei gutem Wetter reicht die Sicht jedenfalls von den Allgäuer und Lechtaler Alpen im Osten über Bregenzerwald, Arlberg und Silvretta bis zu den Schweizer Bergen und den Ausläufern des Schwarzwaldes. Der sogenannte Vierländerblick – Österreich, Deutschland, Schweiz, Liechtenstein – ist von hier oben tatsächlich Realität.
Der Höhenunterschied zwischen Bodensee und Gipfel beträgt 667 Meter. Manche laufen die Strecke zu Fuß, andere nehmen die Pfänderbahn. Beide Varianten haben ihren Reiz, wobei die Bahn zweifellos die bequemere ist.
Mit der Pfänderbahn: Sechs Minuten nach oben
Die Pfänderbahn ist seit 1927 im Dienst und wurde mehrfach modernisiert. Die blauen Gondeln sind weithin sichtbar und bringen dich in rund sechs Minuten von der Talstation in Bregenz (419 Meter) zur Bergstation auf 1022 Metern. Die Fahrt ist lautlos, die Fenster sind tief heruntergezogen, sodass auch Kinder und Rollstuhlfahrer den Ausblick genießen können.
Eine Berg- und Talfahrt kostet für Erwachsene 18 Euro, für Kinder zwischen 6 und 15 Jahren 9 Euro. Familien zahlen 36 Euro (zwei Erwachsene mit allen Kindern bis 19 Jahre im gleichen Haushalt). Zwischen acht und zehn Uhr morgens kannst du dein Fahrrad kostenlos mitnehmen – ein Detail, das Radfahrer zu schätzen wissen. Die Bahn fährt täglich von 8 bis 19 Uhr, außer während der Revisionsarbeiten im November.
Die Talstation liegt nur fünf Gehminuten vom Bregenzer Hafen entfernt. Wer mit dem Schiff anreist, bekommt etwa fünf Prozent Ermäßigung auf die Bahnfahrt – ein nettes Kombi-Angebot für alle, die nicht mit dem Auto unterwegs sind.
Zu Fuß auf den Pfänder: Das steile G'schlief
Wer die 600 Höhenmeter selbst laufen will, braucht etwa 1 Stunde 45 Minuten. Der klassische Aufstieg von der Talstation führt über das sogenannte "G'schlief" – ein steiler, schweißtreibender Weg, der es in sich hat. Der Abstieg ist deutlich angenehmer, vor allem wenn du dabei den Bodensee im Blick hast.
Spannend wird es allerdings erst oben: Vom Pfänder aus starten mehrere Wanderwege über den Bergkamm. Der Käse-Lehrpfad ist dabei besonders beliebt, die "Drei-Eintausender-Wanderung" über Pfänder, Hochberg und Hirschberg eher was für sportliche Naturen. Viele fahren daher mit der Bahn rauf und starten ihre Touren erst am Gipfel.
Alpenwildpark: Steinböcke, Murmeltiere und ein bisschen Schweinegrunzen
Gleich neben der Bergstation liegt der Alpenwildpark – kostenlos zugänglich, rund 35 Minuten Gehzeit für den Rundgang. Der Park ist für Familien gedacht, aber auch Erwachsene schauen hier gern mal vorbei, um die Tiere in Ruhe zu beobachten.
Der Rundweg beginnt beim Berghaus Pfänder mit Zwergziegen, Hasen und Hängebauchschweinen. Kinder lieben diese Ecke, weil die Tiere zutraulich sind und man ihnen nah kommen kann. Gleich daneben zeigen Steinböcke ihre Kletterkünste am Felsen – beeindruckend, wie sie über steile Wände balancieren.
Weiter geht's zu den Wildschweinen, den Urahnen unserer Hausschweine, wie die Schautafeln erklären. Dann kommt das Muffelwild – die Männchen mit ihren markant geschwungenen Hörnern sind kaum zu übersehen. Das größte Gehege beherbergt ein Rothirschrudel. Im Oktober, während der Brunftzeit, hört man ihr Röhren im ganzen Areal.
Am Ende des Rundgangs leben die Murmeltiere. Allerdings nur im Sommer – von Mitte Oktober bis Mitte März halten sie Winterschlaf in ihren Höhlensystemen. Wer sie sehen will, sollte zwischen April und Oktober kommen.
Der Park ist ganzjährig tagsüber geöffnet. Manche finden die Gehege etwas klein, andere schätzen die Nähe zu den Tieren. Am Ende ist es Geschmackssache, wie man zu Wildparks steht.
Käselehrpfad: Wandern mit Vorarlberger Bergkäse
Der Käse-Wanderweg – auch Josef Rupp Käse-Wanderweg genannt – zieht sich über den Pfänderrücken und ist im Frühjahr 2025 generalsaniert worden. Ein Teil der Strecke ist als Lehrpfad angelegt: 18 illustrierte Tafeln erklären, wie Vorarlberger Bergkäse entsteht, welche Rolle Bauern, Sennereien und Handel spielen und wie die Landwirtschaft die Landschaft prägt.
Die Route führt vom Pfänder über Moosegg, Trögen und Hochberg nach Eichenberg und zurück. Die reine Lehrpfad-Strecke ist etwa 8 Kilometer lang und dauert eineinhalb Stunden – ohne Pausen. Mit Einkehr in einer der bewirteten Raststationen wird daraus schnell ein halber Tag. Der Fesslerhof, das Trögerstüble, die Alma Bergsennerei Lutzenreute oder der Gasthof Paradies liegen am Weg und bieten regionale Produkte an.
Der Käselehrpfad ist familientauglich, hat kaum extreme Steigungen und bietet immer wieder Ausblicke auf den Bodensee oder die umliegenden Berge. Im Sommer solltest du Sonnenschutz mitnehmen, denn Schatten ist rar.
Drei-Eintausender-Wanderung: Pfänder, Hochberg, Hirschberg
Wer es anspruchsvoller mag, packt die Drei-Eintausender-Wanderung an: Pfänder (1064 m), Hochberg (1069 m) und Hirschberg (1095 m). Die Runde dauert etwa fünf Stunden und verlangt dir einiges ab – aber die Ausblicke sind spektakulär. Eine Wanderkarte gibt's für 2 Euro an der Pfänderbahn-Kassa.
Geschichte und Details: Vom Schwedenhang zum Sendeturm
Der Pfänder hat auch geschichtlich was zu bieten. 1647 griffen schwedische Truppen unter Reichsfeldmarschall Carl Gustav Wrangel Bregenz vom Pfänder aus an. Die Flanke, über die sie kamen, heißt heute noch Schwedenhang. Ein Themenwanderweg mit Infotafeln erinnert daran.
Geologisch gehört der Pfänder zur voralpinen Molasse – Nagelfluh und Sandstein, die sich während der Alpenauffaltung gebildet haben. 2018 wurden am Pfänder Backenzähne eines Gomphotheriums gefunden, eines urzeitlichen Rüsseltiers.
Seit 1958 steht nahe dem Gipfel der Sender Pfänder des Österreichischen Rundfunks – ein 94,7 Meter hoher Stahlfachwerkturm. Durch den Pfänder führt außerdem die A14-Autobahn im Pfändertunnel, um das Verkehrsnadelöhr zwischen Berg und Bodensee zu entschärfen.
Gastronomie: Kaiserschmarren mit Seeblick
Direkt an der Bergstation liegt das Berghaus Pfänder mit Panoramaterrasse. Regionale Küche, der Blick auf den Bodensee inklusive. Besonders an Herbsttagen sind Kaiserschmarren oder eine Speckknödelsuppe im Moosegg eine Wohltat. Weitere Einkehrmöglichkeiten entlang der Wanderwege: Trögerstüble, Gasthof Paradies, Fesslerhof. Die meisten bieten Käse und andere Produkte aus eigener Herstellung an.
Praktisches: Anreise, Öffnungszeiten, Tipps
Die Talstation der Pfänderbahn liegt in der Steinbruchgasse 4 in Bregenz, etwa fünf Gehminuten vom Hafen entfernt. Mit dem Zug kommst du von Lindau aus in zehn Minuten nach Bregenz Hafen. Von dort sind es nur wenige Schritte zur Bahn.
Die Pfänderbahn fährt täglich von 8 bis 19 Uhr, außer während der Revisionsarbeiten Anfang bis Ende November. Der Alpenwildpark ist ganzjährig tagsüber geöffnet, Eintritt frei.
Barrierefreiheit ist gegeben: niveaugleiche Ein- und Ausstiege, Behindertenparkplätze an der Talstation. Die Pfänderbahn ist mit dem Österreichischen Umweltzeichen zertifiziert und fährt zu 100 Prozent mit Ökostrom.
Wer die Bodensee Card PLUS besitzt, fährt einmal gratis rauf und runter. Die Karte wird direkt am Drehkreuz gescannt – kein Extra-Ticket nötig.
Lohnt sich der Pfänder?
Das hängt davon ab, was du suchst. Wer Panoramablicke mag und gerne wandert, ist hier goldrichtig. Der Pfänder bietet eine breite Palette: von der gemütlichen Gondelfahrt mit anschließendem Wildpark-Besuch bis zur anspruchsvollen Bergwanderung. Der Käselehrpfad ist familientauglich, der Ausblick vom Gipfel spektakulär.
Allerdings: Wer keine Wanderung plant, könnte den Gipfel selbst etwas touristisch finden. Souvenirshop, Trampolin, Kleintiergehege – das ist eher Freizeitpark-Atmosphäre als Bergeinsamkeit. Aber ehrlich gesagt, was erwartet man auch von einem Hausberg, der per Gondel in sechs Minuten erreichbar ist?
Am besten funktioniert der Pfänder als Ausgangspunkt für Wanderungen oder als Teil eines Tagesausflugs mit Schifffahrt auf dem Bodensee. Dann kommt das Gesamtpaket zur Geltung: Berg, See, Aussicht, ein bisschen Natur und ein Stück Vorarlberger Käse zum Abschluss.