Der Bodensee bietet sich fürs Stand-Up-Paddling geradezu an. Mit einer Fläche von über 500 Quadratkilometern und Ufern in drei Ländern findest du hier eine Vielfalt, die kaum ein anderer See in Mitteleuropa bieten kann. Das Wasser ist im Sommer angenehm warm, oft zwischen 20 und 24 Grad, und die Sicht reicht an klaren Tagen weit über die Wasseroberfläche hinaus bis zu den Alpen. Gerade am frühen Morgen, wenn der See noch spiegelglatt daliegt und die ersten Sonnenstrahlen die Berggipfel streifen, wird das Paddeln zu einem fast meditativen Erlebnis.
Die Infrastruktur rund um den See hat sich in den letzten Jahren stark auf SUP-Fans eingestellt. Verleihe gibt's mittlerweile fast überall, und auch die Zugänge zum Wasser sind meist gut ausgebaut. Was den Bodensee aber wirklich auszeichnet, ist die Abwechslung: Mal paddelst du entlang steiler Uferhänge mit dichtem Wald, mal gleitest du durch flache Buchten mit Schilfgürteln, in denen Wasservögel brüten. Dazwischen immer wieder kleine Häfen, Strandbäder und historische Städtchen, die vom Wasser aus eine ganz eigene Anziehungskraft entwickeln.
Wo lohnt es sich besonders?
Rund um den Bodensee gibt es zahlreiche Spots, die sich für SUP-Touren anbieten. Jede Region hat ihren eigenen Charakter, und je nachdem, worauf du Lust hast, kannst du zwischen ruhigen Ecken undelebteren Abschnitten wählen. Beliebt ist etwa die Gegend um Konstanz. Hier lässt sich gut vom Hörnle aus starten, einer kleinen Halbinsel mit Strandbad und viel Liegewiese. Von dort aus paddelst du entweder in Richtung Insel Mainau oder entlang des Ufers Richtung Bodanrück. Die Mainau erreichst du nach rund zwei Kilometern, und wer mag, kann dort anlegen und sich die Blumeninsel anschauen – allerdings ist das Anlanden nur an bestimmten Stellen erlaubt.
Weiter westlich, auf der Überlinger See genannten Teilbucht, wird's oft etwas ruhiger. Die Strecke von Überlingen nach Sipplingen ist landschaftlich wunderschön, weil das Ufer hier steil abfällt und bewaldet ist. Allerdings kann es hier auch mal windig werden, vor allem nachmittags, wenn die Thermik einsetzt. Dann heißt es: Board stabilisieren und nicht aus dem Rhythmus kommen. Anfänger sollten sich eher an geschütztere Buchten halten.
Auf der österreichischen Seite bietet sich die Bregenzer Bucht an. Das Wasser ist hier oft etwas kühler, weil der Rhein frisches Bergwasser einbringt, aber die Kulisse mit dem Pfänder im Rücken und den Schweizer Bergen gegenüber ist schlicht beeindruckend. Auch die Gegend um Rorschach in der Schweiz hat ihren Reiz, vor allem wegen der historischen Architektur und der Möglichkeit, nach der Tour in einem der Restaurants direkt am Ufer einzukehren.
Ein Geheimtipp ist die Untersee-Region zwischen Radolfzell und der Insel Reichenau. Hier ist der See flacher und schmaler, das Wasser oft wärmer, und die Atmosphäre ist insgesamt beschaulicher. Die Reichenau selbst, UNESCO-Welterbe wegen ihrer Klosterbauten, lässt sich vom Wasser aus umrunden – eine Tour, die etwa drei bis vier Stunden dauert und sich für geübte Paddler eignet.
Ausrüstung und Verleih
Falls du kein eigenes Board hast, ist das kein Problem. Verleihe gibt's praktisch überall, von Konstanz über Friedrichshafen bis Lindau und auch auf der schweizerischen und österreichischen Seite. Die Preise liegen meist zwischen 15 und 25 Euro für zwei Stunden, Tagesmieten kosten etwa 30 bis 50 Euro. Im Preis enthalten sind normalerweise Board, Paddel und Leash, also die Sicherungsleine, die dich mit dem Brett verbindet. Neoprenanzüge kannst du oft gegen Aufpreis dazubuchen, was im Frühjahr und Herbst durchaus sinnvoll ist.
Die Boards selbst unterscheiden sich je nach Einsatzzweck. Für Anfänger eignen sich breite, stabile Allround-Boards am besten. Sie verzeihen Fehler und liegen ruhig im Wasser. Fortgeschrittene greifen eher zu schmaleren Touring-Boards, die schneller und effizienter gleiten. Manche Verleihe bieten auch aufblasbare Boards an – die sind zwar nicht ganz so steif wie Hardboards, dafür aber leichter zu transportieren und für Gelegenheitspaddler völlig ausreichend.
Wer regelmäßig aufs Wasser will, überlegt sich vielleicht die Anschaffung eines eigenen Boards. Gute aufblasbare Modelle gibt's ab etwa 400 Euro, hochwertige Hardboards kosten schnell das Doppelte oder mehr. Wichtig ist vor allem, dass das Board zur eigenen Körpergröße und zum Einsatzzweck passt. Viele Shops rund um den See bieten Beratung und Testmöglichkeiten an.
Wetter, Wellen und Winde
Der Bodensee ist ein großer See, und das Wetter kann hier schnell umschlagen. Gerade im Sommer entstehen durch die Thermik oft nachmittags böige Winde, die das Paddeln anstrengender machen. Der sogenannte Föhn, ein warmer Fallwind aus den Alpen, kann zusätzlich für unruhiges Wasser sorgen. Deshalb gilt: Immer vorher den Wetterbericht checken und im Zweifel lieber morgens paddeln, wenn der See noch ruhig ist.
Die Wassertemperatur schwankt je nach Jahreszeit stark. Im Hochsommer kannst du problemlos in Badehose oder Bikini aufs Board steigen. Im Mai oder September empfiehlt sich ein Neoprenanzug, zumindest in Form eines Shorties. Und wer im Frühjahr oder Herbst unterwegs ist, sollte einen Vollanzug tragen – das Wasser ist dann oft nur um die 10 Grad kalt, und wer ins Wasser fällt, hat schnell ein Problem.
Generell solltest du dich nicht zu weit vom Ufer entfernen, vor allem nicht alleine. Der Bodensee mag zwar ein Binnengewässer sein, aber unterschätzen sollte man ihn nicht. Schifffahrt ist hier intensiv, und auch wenn SUP-Boards von Kapitänen in der Regel gut gesehen werden, bist du als Paddler das kleinere und wendigere Verkehrsmittel – also liegt es an dir, auszuweichen.
Regeln und Rücksichtnahme
Auf dem Bodensee gelten die üblichen Schifffahrtsregeln, und auch wenn du auf einem SUP-Board unterwegs bist, musst du dich daran halten. Konkret heißt das: Halte Abstand zu Schiffen und Booten, meide die Fahrrinnen großer Fähren und passiere Häfen mit genügend Sicherheitsabstand. In Naturschutzgebieten – und davon gibt's rund um den See einige – darfst du oft gar nicht anlanden oder musst bestimmte Bereiche meiden. Besonders sensibel sind Schilfzonen, in denen Vögel brüten. Hier gilt: Abstand halten und nicht einfach durchs Schilf pflügen.
Auch die Badestrände haben oft eigene Regelungen. Manche Strandbäder erlauben SUP nur außerhalb der Badezeiten oder in bestimmten Zonen. Das macht Sinn, denn niemand möchte beim Schwimmen von einem Board überrascht werden. Also: Vorher informieren und Rücksicht nehmen. Das gilt übrigens auch für andere Wassersportler – Segler, Surfer und Kitesurfer haben oft Vorfahrt oder nutzen bestimmte Bereiche exklusiv.
Für Anfänger und Fortgeschrittene
SUP ist eine der zugänglichsten Wassersportarten überhaupt. Du brauchst keine besondere Fitness, und nach wenigen Minuten stehen die meisten sicher auf dem Board. Trotzdem lohnt sich ein Kurs, gerade wenn du noch nie auf einem SUP warst. Viele Verleihe und Surfschulen rund um den Bodensee bieten Schnupperkurse an, die etwa zwei Stunden dauern und die Grundlagen vermitteln: richtige Paddeltechnik, Balance, Drehungen und Bremsen. Kostenpunkt liegt meist bei 40 bis 60 Euro.
Wer schon Erfahrung hat, kann sich an längere Touren wagen. Die Umrundung des Überlinger Sees, von Bodman aus über Überlingen und Sipplingen zurück, ist so eine klassische Strecke – etwa 20 Kilometer, je nach Tempo drei bis fünf Stunden reine Paddelzeit. Oder die Strecke von Konstanz nach Meersburg, mit Überfahrt auf die andere Seeseite. Das sind dann schon richtige Tagestouren, für die du entsprechend fit sein solltest.
Mittlerweile gibt's auch SUP-Yoga-Kurse, bei denen du auf dem Board Yoga-Übungen machst. Das klingt erst mal verrückt, funktioniert aber erstaunlich gut – sofern du nicht bei jedem Wellengang ins Wasser plumpst. Solche Kurse finden oft in geschützten Buchten statt und sind auch für SUP-Einsteiger geeignet.
Die schönsten Touren im Detail
Eine der beliebtesten Strecken führt von Konstanz zur Insel Mainau und weiter zur Blumeninsel Reichenau. Du startest am besten am Hörnle und paddelst zunächst etwa zwei Kilometer zur Mainau. Von dort aus geht's weiter in südöstlicher Richtung, vorbei an Egg und dann rund um die Reichenau herum. Die gesamte Strecke misst gut 15 Kilometer, und du solltest mindestens drei Stunden einplanen – plus Pausen. Landschaftlich ist diese Tour großartig, weil du die ganze Vielfalt des Bodensees erlebst: offenes Wasser, Uferzonen, Inseln und im Hintergrund die Alpen.
Wer es gemütlicher mag, kann von Friedrichshafen aus Richtung Immenstaad paddeln. Die Strecke ist etwa acht Kilometer lang, führt nah am Ufer entlang und bietet immer wieder Möglichkeiten zum Anlegen und Baden. Unterwegs passierst du den Strandbad Fischbach und später das Strandbad Immenstaad – beides gute Spots für eine Pause.
Auf der Schweizer Seite lohnt sich die Tour von Arbon nach Rorschach. Die Strecke ist etwa zehn Kilometer lang und führt entlang des Ufers mit Blick auf die Appenzeller Alpen. In Rorschach selbst gibt's dann genug Restaurants und Cafés, um die Tour gebührend ausklingen zu lassen.
Sicherheit geht vor
So entspannt SUP auch wirkt, ein paar Sicherheitsregeln solltest du beachten. Die Leash, also die Verbindungsleine zwischen dir und dem Board, ist Pflicht. Solltest du ins Wasser fallen, treibt das Board sonst davon, und du musst hinterherschwimmen – was auf dem Bodensee schnell gefährlich werden kann. Eine Schwimmweste ist zwar nicht vorgeschrieben, aber gerade bei längeren Touren oder unsicheren Bedingungen sinnvoll.
Pack außerdem immer eine wasserdichte Tasche mit dem Nötigsten ein: Handy, etwas Wasser, vielleicht einen Müsliriegel. Sonnencreme nicht vergessen, denn auf dem Wasser ist die UV-Strahlung intensiver als am Ufer. Und wenn du merkst, dass dich die Strömung oder der Wind abdriftet, paddle lieber zurück zum Ufer, statt dich zu überanstrengen.
Beste Reisezeit
Die Hauptsaison fürs SUP am Bodensee läuft von Mai bis September. Im Juli und August ist am meisten los, das Wasser ist warm, und die Strandbäder sind voll. Wer es ruhiger mag, kommt im Juni oder September. Dann sind die Temperaturen immer noch angenehm, aber deutlich weniger Menschen unterwegs. Im Frühjahr und Herbst kann es zwar kühl werden, aber mit Neoprenanzug lässt sich auch dann noch gut paddeln – und die Lichtstimmungen sind zu diesen Jahreszeiten oft spektakulär.
Im Winter ist SUP am Bodensee nur was für Hartgesottene. Das Wasser ist eiskalt, und die Bedingungen können unberechenbar sein. Einzelne Verrückte sieht man trotzdem immer mal wieder – dick eingepackt in Trockenanzüge und mit ordentlich Respekt vor dem See.
Kombinieren mit anderen Aktivitäten
Der Bodensee bietet mehr als nur SUP. Nach einer Paddeltour kannst du etwa die Altstadt von Konstanz erkunden, das Zeppelinmuseum in Friedrichshafen besuchen oder einfach in einem der vielen Strandbäder entspannen. Auch kulinarisch hat die Region einiges zu bieten: Frischer Bodenseefisch, regionale Weine aus den Hanglagen rund um den See und deftige schwäbische oder österreichische Küche.
Radfahren lässt sich ebenfalls gut kombinieren. Der Bodensee-Radweg ist einer der beliebtesten Fernradwege Europas und führt einmal rund um den See – etwa 260 Kilometer insgesamt. Wer also morgens paddelt und nachmittags eine Radetappe macht, hat einen perfekten Aktivtag am See.