Die Kombination macht's. Während anderswo entweder See oder Berg dominiert, liegen hier beide Welten dicht beieinander. Vom Bregenzerwald bis ins Appenzellerland erstreckt sich eine Landschaft, die im Winter ihre ganz eigene Magie entfaltet. Wer morgens auf 2.000 Metern in die Bindung steigt, kann bei guter Fernsicht den Bodensee sehen – manchmal sogar die Schwäbische Alb dahinter. Das gibt's nicht überall.
Die Skigebiete hier sind oft kleiner als die großen Namen in Tirol oder Graubünden, dafür aber authentischer. Weniger Trubel, mehr Charme. Die Hütten servieren Kässpätzle statt Sushi, und auf den Pisten begegnet man eher Einheimischen als Reisegruppen. Gerade das macht den Reiz aus. Man spürt noch die Alpenkultur, die hier seit Jahrhunderten gelebt wird – ob in Vorarlberg oder der Ostschweiz.
Bödele: Der Klassiker über Dornbirn
Das Bödele thront auf einem Plateau zwischen Dornbirn und Schwarzenberg, gut 1.100 Meter über dem Meeresspiegel. Von der A14 kommend ist es schnell erreicht, die Straße schlängelt sich durch den Wald hinauf, und oben erwartet einen ein überraschend weitläufiges Gebiet. Besonders der Lanklift bietet an sonnigen Tagen einen Ausblick, der seinesgleichen sucht: Der Bodensee liegt einem zu Füßen, dahinter die sanften Hügel Oberschwabens.
Die Pisten sind überschaubar, aber abwechslungsreich genug für einen Skitag mit der Familie. Anfänger fühlen sich hier wohl, aber auch geübte Fahrer finden ihre Freude an den steileren Abschnitten. Was das Bödele auszeichnet, ist die Atmosphäre. Keine riesigen Liftanlagen, keine sterilen Skihallen – stattdessen Holzhütten, in denen es nach Glühwein und Kaiserschmarrn riecht. Hier wird noch von Hand gezapft, und die Wirtin kennt viele Gäste beim Namen.
Parken ist unkompliziert, die Parkplätze liegen direkt am Gebiet. An Wochenenden kann es allerdings voll werden, dann heißt es früh da sein. Die Anreise aus Bregenz oder vom Bodensee dauert etwa 20 bis 30 Minuten – ideal für einen spontanen Skitag ohne große Planung.
Diedamskopf: Panorama vom Feinsten
Wer es etwas alpiner mag, sollte den Diedamskopf ansteuern. Mit über 2.000 Metern Höhe gehört er zu den höchsten Skigebieten der Region, und das merkt man. Die Gondelbahn aus Au bringt einen bequem nach oben, und schon während der Fahrt öffnet sich der Blick auf die umliegenden Gipfel. Oben angekommen, steht man auf der Panoramaplattform – und staunt. Bei klarem Wetter reicht die Sicht vom Säntis über die Bregenzer Alpen bis hinunter zum Bodensee. Manche sagen, es sei einer der schönsten Ausblicke der Ostalpen. Schwer zu widersprechen.
Die Pisten sind vielseitig. Anfänger finden breite, sanfte Hänge, während Fortgeschrittene sich an den steileren Abfahrten versuchen können. Der Snowpark zieht vor allem jüngere Fahrer an – hier wird gesprungen, gedreht und getrickst. Aber auch wer einfach nur seine Schwünge ziehen will, kommt auf seine Kosten. Die Präparierung ist meistens top, und an sonnigen Tagen herrscht Postkartenstimmung.
Praktisch: Die Talstation liegt zentral in Au, Parkplätze gibt es genug. Von Bregenz aus fährt man etwa 45 Minuten, die Strecke führt durch den Bregenzerwald und ist landschaftlich schon für sich ein Erlebnis. Im Tal gibt es mehrere Gasthöfe und Pensionen, falls man länger bleiben möchte. Und ehrlich gesagt lohnt sich das – ein Tag reicht kaum, um alles zu sehen.
Damüls-Mellau: Schnee satt und endlose Pisten
Damüls wirbt gerne damit, der schneereichste Ort der Alpen zu sein. Ob das nun statistisch ganz genau stimmt oder nicht – Fakt ist, hier liegt oft Schnee, wenn anderswo schon die grünen Wiesen durchschauen. Das macht Damüls-Mellau zu einem verlässlichen Ziel, gerade in unsicheren Wintern. Über 100 Pistenkilometer verteilen sich auf breite Hänge, die vor allem Carver glücklich machen. Lange Schwünge, viel Platz, kaum enge Passagen.
Von den oberen Liften aus sieht man bei gutem Wetter bis zum Bodensee – ein Anblick, der nie langweilig wird. Zwischendurch lohnt sich eine Pause in einer der vielen Hütten. Die Portionen sind deftig, die Preise im Rahmen. Typisch für die Region: Der Käse kommt oft aus den Sennereien nebenan, und das schmeckt man.
Die Anreise führt über Mellau, eine schmale Bergstraße windet sich hinauf nach Damüls. Im Winter sollte man Schneeketten oder Winterreifen dabeihaben, die Straße kann glatt sein. Alternativ gibt es Skibusse aus den umliegenden Orten. Damüls selbst ist ein überschaubarer Bergort mit Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen – nichts Mondänes, aber gemütlich und authentisch.
Niedere bei Bezau: Klein, aber fein
Die Niedere ist kein Riesen-Skigebiet, und genau das ist ihr Charme. Man erreicht den Bergrücken mit der Panoramabahn von Bezau aus, und oben erwartet einen ein 360-Grad-Rundumblick, der seinesgleichen sucht. Bodensee, Rheintal, Bregenzerwald – alles liegt einem zu Füßen. Das Skigebiet selbst ist überschaubar, perfekt für Familien oder Genussskifahrer, die keine Marathonstrecken brauchen.
Die Pisten sind breit und sonnig, ideal für entspanntes Cruisen. Wer hier herfährt, kommt nicht wegen der Pistenkilometer, sondern wegen der Atmosphäre. Es geht ruhiger zu als anderswo, und gerade das macht den Reiz aus. Die Hütten sind klein und gemütlich, oft wird noch selbst gekocht. Hier schmeckt der Kaiserschmarrn nach Butter und Zucker, nicht nach Großküche.
Von Bregenz oder dem Bodensee aus ist Bezau in etwa 40 Minuten erreichbar. Die Talstation liegt direkt im Ort, Parken ist unkompliziert. Ein Tipp: Frühaufsteher werden mit Ruhe und besten Pistenverhältnissen belohnt. Am späten Vormittag kann es voller werden, vor allem an Wochenenden.
Ebenalp-Horn: Appenzeller Alpenkulisse
Die Ebenalp gehört zu den Klassikern im Appenzellerland. Von Wasserauen aus führt die Gondelbahn hinauf zur Bergstation, und schon die Fahrt ist ein Erlebnis. Die Sicht auf die markanten Felsformationen des Alpsteins ist beeindruckend, und bei klarem Wetter grüßt der Bodensee aus der Ferne. Das Skigebiet selbst ist nicht riesig, aber durchaus abwechslungsreich. Sanfte Hänge für Anfänger wechseln sich ab mit steileren Passagen für sportlichere Fahrer.
Was die Ebenalp besonders macht, ist die Kombination aus Skifahren und Bergkultur. Auf den Sonnenterrassen der Berggasthäuser sitzen Ausflügler und Skifahrer nebeneinander, es wird Appenzeller Käse serviert, und manchmal hört man Schweizerdeutsch in seiner reinsten Form. Hier oben spürt man noch, dass die Berge mehr sind als nur Freizeitkulisse – sie gehören zum Leben dazu.
Die Anreise ist denkbar einfach: Wasserauen liegt direkt an der Bahnlinie von Appenzell, wer mit dem Auto kommt, findet am Bahnhof einen großen Parkplatz. Die Gondelbahn startet direkt daneben. Ein Hinweis: Gerade am Wochenende kann es eng werden, dann heißt es anstehen oder früh kommen.
Seealpsee: Winterwandern statt Skifahren
Der Seealpsee ist streng genommen kein Skigebiet, aber dennoch ein Winterziel, das man nicht auslassen sollte. Von Wasserauen aus führt ein gut gespurter Winterwanderweg in etwa einer Stunde hinauf zum See. Der Weg ist breit und nicht steil, auch für Familien gut machbar. Oben wartet eine Szenerie, die man so schnell nicht vergisst: Der See liegt eingebettet zwischen steilen Felswänden, im Hintergrund thront der Säntis. An sonnigen Tagen glitzert der Schnee, die Stille ist beinahe unwirklich.
Am Seeufer steht das Berggasthaus Seealpsee, ein traditioneller Holzbau, in dem es nach Holzfeuer und Alpkäse riecht. Hier gibt es deftige Verpflegung, und wer Glück hat, ergattert einen Platz auf der Sonnenterrasse. Der Blick schweift dann über den zugefrorenen See bis zu den Gipfeln – und manchmal, ganz in der Ferne, ahnt man den Bodensee.
Der Seealpsee ist kein Ort zum Skifahren, sondern zum Durchatmen. Wer nach einem Tag auf der Piste noch Energie hat, sollte den Aufstieg wagen. Besonders lohnend ist es nach Neuschnee, wenn der Weg noch unberührt ist und die Landschaft in ein sanftes Weiß getaucht wird.
Praktische Tipps: Anreise und Unterkunft
Die meisten Skigebiete im Bregenzerwald und Appenzellerland sind vom Bodensee aus in 30 bis 60 Minuten erreichbar. Wer aus Deutschland kommt, fährt über die A14 Richtung Bregenz und zweigt dann auf die Landstraßen in den Bregenzerwald ab. Aus der Schweiz führt die Route über St. Gallen und Appenzell. Winterreifen sind Pflicht, Schneeketten sollte man dabeihaben – die Bergstraßen können bei Schneefall schnell heikel werden.
Öffentliche Verkehrsmittel sind eine gute Alternative. Von Bregenz aus fahren regelmäßig Busse in den Bregenzerwald, und im Appenzellerland ist das Bahnnetz gut ausgebaut. Viele Skigebiete bieten zudem Skibusse an, die in Kooperation mit den Unterkünften verkehren. Das spart Nerven und Parkgebühren.
Was die Unterkunft angeht, hat man die Wahl zwischen klassischen Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen. Gerade in den kleineren Orten wie Au, Bezau oder Wasserauen findet man noch familiengeführte Betriebe, in denen man sich persönlich umsorgt fühlt. Die Preise sind im Vergleich zu großen Skiresorts moderat, dafür gibt's Authentizität statt Anonymität. Wer spontan ist, sollte trotzdem vorbuchen – gerade in schneereichen Wintern sind die Betten schnell belegt.
Wann lohnt sich die Fahrt?
Die Saison startet meist Mitte Dezember und läuft bis Ende März, manchmal auch länger. Damüls ist bekannt für seine Schneesicherheit, aber auch die anderen Gebiete haben in der Regel von Januar bis März gute Bedingungen. An Wochenenden und Ferienzeiten wird es voller, wer kann, sollte unter der Woche anreisen. Dann hat man die Pisten oft fast für sich allein.
Wettertechnisch gilt: Je klarer, desto besser. Die Aussicht auf den Bodensee ist bei Hochnebel oder Wolken natürlich dahin. Ein Blick auf den Wetterbericht lohnt sich also. Gerade im Januar und Februar gibt es oft stabile Hochdrucklagen, die für strahlend blauen Himmel und Fernsicht sorgen. Dann ist die Region auf ihrem Höhepunkt.