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Bauernhof und Landgasthof: Authentisch übernachten im Hinterland

Vergiss die überfüllten Seepromenaden. Das wahre Bodensee-Erlebnis beginnt ein paar Kilometer landeinwärts. Hier übernachtest du authentisch, günstig und mit Blick auf Obstgärten statt Touristenströme.

Übernachten & Mobilität
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Zwischenablage

Wer am Bodensee Urlaub macht, denkt meist zuerst an Konstanz, Lindau oder Meersburg. Verständlich, schließlich locken die Seestädte mit Uferpromenaden und Schifffahrten. Bloß: Im Sommer drängeln sich dort Tausende durch die Gassen, die Parkplätze sind hoffnungslos überfüllt, und die Übernachtungspreise erreichen alpine Höhen.

Zwischen Bodensee und Allgäu, im Linzgau oder im Schweizer Thurgau erstreckt sich eine sanft gewellte Kulturlandschaft mit Streuobstwiesen, Bauernhöfen und verschlafenen Dörfern. Hier kannst du morgens vom Krähen des Hahns geweckt werden, statt vom Motorenlärm der Ausflugsschiffe. Und wenn du Glück hast, darfst du beim Apfelernten mithelfen oder bekommst zum Frühstück Eier, die fast noch warm aus dem Stall kommen.

Die Preise sind spürbar niedriger als direkt am See. Dafür kriegst du oft mehr Platz, mehr Ruhe und vor allem mehr Authentizität. Viele Höfe und Landgasthäuser werden seit Generationen von denselben Familien geführt. Die wissen noch, wie man Spätzle von Hand schabt und woher die Kirschen für den Kuchen stammen.

Ferienhof Schwehr: Nachhaltigkeit mit Holzblock-Charme

Wer in Beuren bei Salem abbiegt, landet mitten im grünen Hinterland auf dem Ferienhof Schwehr. Die Anlage trägt gleich zwei Auszeichnungen: „LANDGRÜN" und „ECHT nachhaltig". Das ist keine leere Werbephrase. Geheizt wird mit Hackschnitzeln, Strom liefert die Solaranlage auf dem Dach. Die Ferienwohnungen und Holzblock-Ferienhäuser sind gepflegt und geräumig, perfekt für Familien mit Kindern.

Auf dem Hof leben Tiere, die sich streicheln lassen, ein Spielplatz hält die Kleinen bei Laune. Hunger stillt die Hofschänke Fidelius mit regionalen Produkten. Haustiere sind willkommen, was bei vielen Hotels am See längst nicht selbstverständlich ist. Von Salem aus erreichst du schnell die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Region: das Kloster Salem, den Affenberg oder den See selbst. Trotzdem fühlst du dich hier wie auf dem Land, nicht wie im Touristenzentrum.

Streuobst Chalets: Übernachten in der Baumkrone

Ein bisschen verrückt sind sie schon, diese vier modernen Baumhäuser im Bodenseehinterland. Die Familie Arnegger bewirtschaftet die Streuobstwiese bereits in der zwölften Generation. Jetzt vermietet sie darin Chalets mit 48 Quadratmetern, finnischer Sauna und Panoramafenster. Du schläfst buchstäblich in der Baumkrone, mit privatem Balkon und Blick über die Obstbäume bis hin zu den Alpen.

Das Besondere: Nach Absprache kannst du bei der Hofarbeit mitmachen. Äpfel ernten, Tiere füttern, beim Schnapsbrennen zusehen oder selbst Hand anlegen. Klingt nach Nostalgie, ist aber alles andere als altbacken. Die Chalets sind modern ausgestattet, mit allem Komfort, den du brauchst. Nur eben mitten in der Natur, weit weg von Hotelketten und Pauschalangeboten.

Landgasthof Apfelblüte: Frühstück mit Aussicht

Im Ortsteil Neufrach von Salem liegt der Landgasthof Apfelblüte, ein 3-Sterne-Betrieb nach DEHOGA-Klassifikation. Die Lage ist ruhig, das Frühstücksbuffet großzügig, und die 70 Betten verteilen sich auf moderne Zimmer, teilweise barrierefrei und mit Balkon oder Terrasse ausgestattet. Der Radweg führt direkt am Haus vorbei, ideal für Radler, die den Bodensee-Radweg abfahren wollen.

Eine E-Ladesäule steht 250 Meter entfernt, falls du elektrisch unterwegs bist. Im Aufenthaltsraum gibt's einen Getränkeautomaten, und die familiäre Atmosphäre sorgt dafür, dass du dich schnell wohlfühlst. Der Gasthof liegt mitten im grünen Linzgau, einer der schönsten Kulturlandschaften am Bodensee. Von hier aus kannst du Wanderungen starten, ohne dass dir gleich die Touristenmassen im Nacken sitzen.

Hofgut Schellenberg: Bio-Obstbau mit Alpenblick

Etwa acht Kilometer von Überlingen entfernt, mitten im Salemer Tal, führt Familie Marschall das Hofgut Schellenberg bereits in zweiter und dritter Generation. Der eigene Bio-Obstbau trägt das Bioland-Zertifikat, die Zimmer und Ferienwohnungen sind im Landhausstil eingerichtet. Vom Balkon aus blickst du über das Tal bis zu den Alpen, ein Anblick, der besonders morgens bei klarer Sicht beeindruckt.

Hier verschmilzt ländliche Idylle mit nachhaltiger Bewirtschaftung. Du kannst direkt beim Hofgut Äpfel, Birnen oder Most kaufen, alles aus eigenem Anbau. Die Zimmer sind gemütlich, ohne kitschig zu wirken. Wer Ruhe sucht und trotzdem nicht auf Komfort verzichten will, ist hier richtig aufgehoben.

Gut Hügle: Kirschenparadies mit Maislabyrinth

Wolfgang Hügle leitet den Erlebnisbauernhof in Bottenreute bei Ravensburg in der zehnten Generation. Das allein ist schon beachtlich. Bekannt ist Gut Hügle vor allem als „Kirschenparadies": Auf den sonnenverwöhnten Südhängen reifen Süßkirschen, die du zur Saison frisch vom Baum pflücken kannst. Der Hof bietet aber weit mehr als nur Obst.

Neben komfortablen Ferienwohnungen gibt's ein Familienrestaurant, ein Maislabyrinth, eine Spielscheune und sogar Discgolf. E-Ladestationen sind vorhanden, die Infrastruktur ist auf dem neuesten Stand. Trotzdem bleibt der Charakter eines echten Bauernhofs erhalten. Kinder können Tiere kennenlernen, Erwachsene in der Hofschänke regionale Spezialitäten probieren. Die Lage zwischen Ravensburg und Bodensee macht Gut Hügle zum idealen Ausgangspunkt für Ausflüge in alle Richtungen.

Landgasthof Mindelsee: Fisch aus eigener Zucht

Direkt neben dem Wild- und Freizeitpark Allensbach liegt der Landgasthof Mindelsee, ein kleines Hotel mit nur 17 komfortablen Doppelzimmern. Geöffnet ist von Mitte März bis Anfang November, täglich ab 10 Uhr, außer dienstags und mittwochs. Die Küche konzentriert sich auf Fisch- und Wildspezialitäten, oft aus eigener Zucht oder vom Bodenseefang.

Das Frühstück fällt reichhaltig aus, mit vielen regionalen Produkten. Hotelgäste bekommen freien Eintritt in den angrenzenden Freizeitpark, was besonders Familien freut. Der Gasthof ist klein, aber fein. Die Atmosphäre ist persönlich, die Qualität stimmt. Wer Wert auf frische, regionale Küche legt, wird hier nicht enttäuscht.

Landgasthof Adler: Hausgemachtes in Beuren

In Salem-Beuren, nur wenige Kilometer vom Schloss Heiligenberg entfernt, steht der Landgasthof Adler. Die Öffnungszeiten sind ein bisschen eigenwillig: Montag sowie Donnerstag bis Sonntag von 17:30 bis 21:30 Uhr, am Wochenende zusätzlich mittags von 11:30 bis 14:00 Uhr. Dienstag und Mittwoch bleibt geschlossen. Die Küche setzt auf hausgemachte Spezialitäten und regionale Bio-Produkte.

Der Festsaal fasst bis zu 120 Personen, draußen gibt's einen Biergarten, 20 Parkplätze und einen Spielplatz für Kinder. Hunde sind willkommen, vegetarische Gerichte stehen auf der Karte. Die Atmosphäre ist familiär, ohne aufgesetzt zu wirken. Hier isst du noch echte Bodensee-Küche, nicht die aufgehübschte Touristenvariante.

Landgasthof Löwen: Tradition seit 1911

Seit 1911 ist der Landgasthof Löwen in Familienbesitz. Er liegt in Deisendorf, einem idyllischen Linzgauort ohne Durchgangsverkehr, nur drei Kilometer vom Bodensee entfernt. Die Grundmauern stammen aus dem 17. Jahrhundert, die 14 Zimmer sind modern eingerichtet mit Dusche, WC und Föhn.

Zum Frühstück gibt's ein reichhaltiges Buffet mit eigenem Bienenhonig. Die Küche serviert zünftige regionale Gerichte mit Bodenseespezialitäten und handgemachten Spätzle. Deisendorf selbst ist über 1000 Jahre alt, ein verschlafenes Dorf mit viel Charme. Hier spürst du noch, wie das Leben am Bodensee früher ausgesehen haben muss, bevor der Massentourismus einsetzte.

Stüblehof: Milch frisch vom Automaten

Idyllisch zwischen Kuhweiden nahe dem Bodensee liegt der Stüblehof, ein Holstein-Zuchtbetrieb mit sieben großen, familienfreundlichen Ferienwohnungen. Das Besondere hier: Der Milchautomat. Rund um die Uhr kannst du dir frische Vollmilch zapfen, direkt vom Hof. Dazu gibt's regionale Gastronomie mit Seewein und Fischimbiss.

Der Stüblehof prägt die klassische Bodensee-Kulinarik: Fisch aus dem See, Wein von den umliegenden Hängen, Milch von den eigenen Kühen. Von hier aus startest du Ausflüge ins Dreiländereck Deutschland, Schweiz, Österreich. Die Ferienwohnungen sind geräumig, die Atmosphäre entspannt. Kinder können den Bauernhof erkunden, Erwachsene die Ruhe genießen.

Vitztinerhof: Reiten im Schwarzwald

Der Vitztinerhof in Simonswald liegt im südlichen Schwarzwald, nicht direkt am Bodensee, aber nah genug für Tagesausflüge nach Freiburg, zum Titisee oder in den Europapark. Als einziger Bauernhof in der Region bietet er täglich (außer mittwochs und sonntags) komplette Abendessen, frisch zubereitet. Die 14 Zimmer sind vollständig renoviert, mit Bad und Balkon ausgestattet.

Auf dem Hof leben Haflinger-Pferde. Du kannst reiten, Traktor fahren, Eier suchen oder Ponyreiten gehen. Perfekt für Familien, die nicht nur am Bodensee bleiben wollen, sondern auch die Schwarzwälder Landschaft erkunden möchten. Die Lage ist zentral, die Atmosphäre urig, die Verpflegung solide.

Hof Tschannen: Schweizer Landleben mit Seeblick

Nur fünf Kilometer oberhalb von Kreuzlingen liegt der Hof Tschannen im Schweizer Thurgau. Der Blick reicht über den Bodensee bis zum Alpstein, besonders bei klarem Wetter ein spektakulärer Anblick. Du kannst im rustikalen Strohzimmer oder in komfortablen Gästezimmern übernachten, je nachdem, wie abenteuerlustig du bist.

Zum Frühstück gibt's hausgemachte Produkte, auf Wunsch auch Halb- oder Vollpension. Der große Hofplatz, der Spielplatz und der Wald nur 100 Meter entfernt machen den Hof besonders kinderfreundlich. Kindergeburtstage werden hier nach Absprache ausgerichtet. Die Familie Tschannen führt den Hof mit viel Herzblut, und das spürst du in jedem Detail.

Landgasthof Seelust: Obstgärten und Bodenseefisch

Eingebettet zwischen blühenden Obstgärten, nur wenige Schritte vom Bodensee entfernt, liegt der Landgasthof Seelust in Egnach. Die 25 großzügigen, hellen Zimmer bieten Blick entweder auf den See oder die Obstgärten. Familiär geführt, mit herzlicher Gastfreundschaft, die nicht aufgesetzt wirkt.

Die Küche verarbeitet ausschließlich regionale Produkte: Spargeln aus Altnau, Poulet aus dem Hinterthurgau, fangfrische Fische aus dem Bodensee. Die Gerichte sind originell, ohne ins Experimentelle abzudriften. Hier schmeckst du die perfekte Symbiose zwischen Bodensee und Apfelland. Die Lage ist ideal für Radtouren, Spaziergänge am Ufer oder einfach zum Abschalten.

Praktische Tipps fürs Hinterland

Die meisten Höfe und Landgasthöfe liegen abseits der großen Straßen. Ein Auto oder E-Bike ist also sinnvoll, wenn du mobil bleiben willst. Viele Betriebe bieten E-Ladestationen an, manche sogar kostenlos für Gäste. Der Bodensee-Radweg führt zwar meist nah am Ufer entlang, aber viele schöne Nebenrouten schlängeln sich durchs Hinterland.

Reservier frühzeitig, besonders in der Hauptsaison von Juni bis September. Die kleineren Betriebe haben oft nur wenige Zimmer, und die sind schnell ausgebucht. Viele Höfe verlangen Mindestaufenthalte, meist drei bis sieben Nächte. Dafür sind die Preise deutlich niedriger als direkt am See.

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