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Die Bodensee Card Plus im Praxis-Check: Lohnt sich die All-inclusive-Karte?

Die Bodensee Card Plus verspricht freien Eintritt bei über 160 Attraktionen rund um Deutschlands größten See. Klingt verlockend, ist aber nicht für jeden Urlauber die kluge Wahl. Wir haben nachgerechnet und verraten dir, wann sich die Karte wirklich lohnt.

Übernachten & Mobilität
Lesezeit: ca. 9 Min.
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Zwischenablage

Seit Jahren bewirbt die Bodensee-Tourismusbranche ihre Gästekarte als Rundum-sorglos-Paket für Besucher. Die Bodensee Card Plus gibt es in zwei Varianten: als Drei-Tages-Karte und als Sieben-Tages-Version. Der Clou dabei ist simpel: Du zahlst einmal und darfst danach kostenlos in Museen, auf Schiffe, in Bergbahnen und zu anderen Sehenswürdigkeiten im gesamten Vierländergebiet. Deutschland, Österreich, Schweiz und sogar ein bisschen Liechtenstein sind abgedeckt.

Die Preise liegen aktuell bei rund 99 Euro für drei Tage und etwa 149 Euro für sieben Tage. Kinder zwischen 6 und 15 Jahren zahlen ungefähr die Hälfte, Kleinkinder kommen gratis mit. Das klingt erst mal nach ordentlich Geld, besonders wenn man als Familie unterwegs ist. Aber ob sich die Investition rechnet, hängt ziemlich stark davon ab, was du vorhast.

Welche Attraktionen sind dabei?

Über 160 Partner machen bei der Bodensee Card Plus mit. Das Portfolio ist tatsächlich breit gefächert. Du kannst damit etwa auf die Insel Mainau, ins Zeppelin Museum nach Friedrichshafen oder in die Pfahlbauten nach Unteruhldingen. Auch die Schifffahrt zwischen den Städten am See ist inkludiert, ebenso wie verschiedene Bergbahnen auf der österreichischen und Schweizer Seite. Das SEA LIFE in Konstanz gehört genauso dazu wie das Ravensburger Spieleland oder die Bregenzer Festspiele, falls du zur richtigen Zeit dort bist.

Interessant wird es bei den kleineren Museen und Themenwegen. Viele davon kosten einzeln zwischen fünf und zwölf Euro Eintritt. Kumuliert kommt da schnell etwas zusammen, wenn du dir mehrere an einem Tag anschaust. Die Schwierigkeit liegt allerdings darin, dass nicht alle Top-Attraktionen mitmachen. Manche verlangen Aufpreis oder sind nur zu bestimmten Zeiten verfügbar.

Der Praxis-Test: Drei Tage am Bodensee

Nehmen wir mal einen konkreten Fall. Du verbringst ein verlängertes Wochenende am See, übernachtest in Konstanz und möchtest ein bisschen rumkommen. Tag eins startet mit einem Ausflug zur Insel Mainau. Regulär kostet der Eintritt dort knapp 25 Euro pro Person in der Hauptsaison. Schon hier hast du ein Viertel des Kartenpreises wieder drin. Nachmittags fährst du mit dem Schiff nach Meersburg, die Überfahrt schlägt normalerweise mit etwa 9 Euro zu Buche.

Am zweiten Tag steht das Zeppelin Museum in Friedrichshafen auf dem Programm. Regulär werden dort rund 11 Euro fällig. Danach noch ein Abstecher ins dorpat in Ravensburg oder ins Museum Ravensburger, jeweils nochmal um die 8 bis 10 Euro. Wenn du dann noch am dritten Tag die Pfahlbauten in Unteruhldingen besuchst und eine weitere Schifffahrt machst, kommst du locker auf 70 bis 80 Euro an Einzeleintritten. Die Drei-Tages-Karte für 99 Euro hat sich in dem Fall knapp gerechnet.

Aber, und das ist wichtig: Nur wenn du auch wirklich jeden Tag mindestens zwei bis drei Attraktionen mitnimmst. Wer gerne mal einen Tag am Strand verbringt, gemütlich durch die Altstädte schlendert oder einfach nur am Seeufer sitzt, der zahlt drauf. Die Karte lohnt sich vor allem für aktive Urlauber, die viel sehen und erleben wollen.

Schifffahrt als Knackpunkt

Ein großer Pluspunkt der Bodensee Card Plus ist die enthaltene Schifffahrt. Die Weiße Flotte fährt kreuz und quer über den See, und die Tickets können ganz schön ins Geld gehen. Eine einfache Fahrt von Konstanz nach Bregenz kostet etwa 15 Euro, hin und zurück bist du mit 30 Euro dabei. Wenn du also mehrmals Schiff fährst, kann sich die Karte schon deswegen rentieren.

Allerdings gibt es einen Haken: Nicht alle Verbindungen sind abgedeckt. Bestimmte Sonderfahrten, Themenrundfahrten oder Abendfahrten mit Dinner kosten extra. Auch die Katamaran-Verbindung zwischen Konstanz und Friedrichshafen ist meist nicht inkludiert, was ärgerlich ist, weil das die schnellste Route ist. Du musst also vorher genau checken, welche Schiffe tatsächlich mit der Karte nutzbar sind.

Familien und Kinder: Wo es sich besonders rechnet

Für Familien mit Kindern kann die Bodensee Card Plus richtig Sinn machen. Das Ravensburger Spieleland alleine kostet für eine vierköpfige Familie schnell über 100 Euro Eintritt. Mit der Karte kommst du da kostenlos rein, plus noch ein zweiter Besuchstag ist möglich. Auch das SEA LIFE, die Insel Mainau und viele Erlebnisbäder sind dabei.

Wenn du mit zwei Kindern unterwegs bist und dir in einer Woche drei bis vier große Attraktionen anschaust, hat sich die Familienkarte schon amortisiert. Noch besser wird es, wenn das Wetter mitspielt und du auch die Outdoor-Angebote nutzt, etwa Sommerrodelbahnen oder Kletterparks. Die sind zwar nicht alle inklusive, aber viele bieten Rabatte für Karteninhaber.

Die Sache mit der Schweiz und Österreich

Ein echter Vorteil der Bodensee Card Plus ist, dass sie länderübergreifend gilt. Du kannst damit problemlos nach Bregenz, ins Appenzeller Land oder ins St. Galler Rheintal. Gerade die Schweizer Attraktionen sind normalerweise ziemlich teuer. Ein Besuch im Naturmuseum St. Gallen oder eine Fahrt mit der Säntis-Bahn kostet einzeln schnell mal 30 bis 40 Franken.

Allerdings musst du aufpassen: Nicht jede Attraktion auf Schweizer Boden ist dabei. Manche verlangen einen Zuschlag oder sind nur mit Voranmeldung nutzbar. Zudem sind die Öffnungszeiten manchmal eingeschränkt, besonders in der Nebensaison. Es lohnt sich definitiv, vorher die aktuelle Liste durchzugehen und eventuell telefonisch nachzufragen. Wäre ja auch blöd, wenn du extra über die Grenze fährst und dann vor verschlossenen Türen stehst.

Was die Karte nicht abdeckt

So praktisch die Bodensee Card Plus auch sein mag, sie ist kein Freifahrtschein für alles. Restaurants, Übernachtungen und Parkgebühren musst du weiterhin selbst bezahlen. Auch viele der kleineren privaten Museen und Galerien machen nicht mit. Wer sich für zeitgenössische Kunst interessiert oder abseits der ausgetretenen Pfade unterwegs sein will, dem bringt die Karte wenig.

Auch bei Events und Sonderausstellungen gibt es oft Einschränkungen. Die Bregenzer Festspiele sind zwar grundsätzlich dabei, aber nur für ausgewählte Vorstellungen und meist nicht für die Top-Produktionen auf der Seebühne. Gleiches gilt für Konzerte, Theateraufführungen oder spezielle Führungen. Hier zahlst du in der Regel trotzdem extra.

Alternativen zur Bodensee Card Plus

Falls du dir nicht sicher bist, ob sich die Karte lohnt, gibt es noch andere Optionen. Viele Gemeinden bieten eine kostenlose Gästekarte an, die zumindest für Bus und Bahn in der Region gilt. Damit sparst du dir schon mal die Parkgebühren und bist mobil. Für einzelne Attraktionen lohnt es sich manchmal, nach Kombi-Tickets zu schauen. Die Insel Mainau bietet etwa zusammen mit der Schifffahrt vergünstigte Pakete an.

Auch die Tageskarten der Schifffahrtsgesellschaften können eine günstigere Alternative sein, wenn du vor allem auf dem Wasser unterwegs sein willst. Für rund 25 Euro kriegst du ein Tagesticket, mit dem du beliebig oft ein- und aussteigen kannst. Kombiniert mit ein paar kostenlosen Attraktionen wie dem Spaziergang durchs Konstanzer Seeufer oder dem Besuch in Meersburg ist das oft die schlauere Wahl.

Tipps für die optimale Nutzung

Wenn du dich für die Bodensee Card Plus entscheidest, solltest du ein paar Dinge beachten. Erstens: Plan deine Tage im Voraus. Überlege dir, welche Attraktionen du unbedingt sehen willst, und check die Öffnungszeiten. Manche Museen haben montags geschlossen, andere nur bis 17 Uhr geöffnet. Wäre schade, wenn du extra hinfährst und dann nicht reinkommst.

Zweitens: Nutze die Schifffahrt strategisch. Statt mit dem Auto von Ort zu Ort zu hetzen, kombiniere Schiffsfahrten mit Besichtigungen. Das ist entspannter, du siehst mehr vom See, und du holst mehr aus der Karte raus. Drittens: Schau dir auch die kleineren Attraktionen an. Die großen wie Mainau und Zeppelin Museum kennst du vielleicht schon aus der Werbung, aber es gibt jede Menge versteckte Perlen. Das Fasnachtsmuseum in Müllheim oder die Kunsthalle Ziegelhütte sind weniger überlaufen und oft genauso spannend.

Wann lohnt sich die Karte definitiv nicht?

Es gibt Urlaubstypen, für die sich die Bodensee Card Plus einfach nicht rechnet. Wenn du hauptsächlich wandern, Rad fahren oder am Strand chillen willst, brauchst du sie nicht. Auch für Leute, die sich auf eine Region konzentrieren wollen, etwa nur rund um Konstanz oder nur im Bregenzerwald, ist die Karte oft zu teuer. In dem Fall reicht meist die lokale Gästekarte.

Gleiches gilt, wenn du eher spontan unterwegs bist und dich nicht an feste Pläne halten magst. Die Karte setzt voraus, dass du jeden Tag mindestens ein bis zwei Attraktionen besuchst. Wenn du morgens erstmal gemütlich frühstückst, mittags am See liegst und abends in Ruhe essen gehst, hast du am Ende des Tages vielleicht gar keine Zeit mehr für Museum oder Bergbahn. Dann zahlst du drauf.

Unser Fazit nach dem Praxis-Check

Die Bodensee Card Plus ist kein Selbstläufer, aber unter den richtigen Umständen durchaus ihr Geld wert. Wer aktiv unterwegs ist, viel sehen will und dabei auch die Schifffahrt nutzt, kann mit der Karte ordentlich sparen. Besonders Familien mit Kindern profitieren davon, wenn sie mehrere große Attraktionen besuchen.

Für entspannte Urlauber, die lieber weniger, aber dafür intensiver erleben wollen, lohnt sich die Karte eher nicht. Auch wer hauptsächlich in der Natur unterwegs ist oder sich auf eine bestimmte Region beschränkt, kommt meist günstiger weg, wenn er Einzeltickets kauft oder auf kostenlose Angebote setzt.

Unterm Strich gilt: Rechne vorher durch, was du wirklich machen willst. Addiere die Einzelpreise der Attraktionen, die dich interessieren, und vergleiche das mit dem Preis der Karte. Wenn die Rechnung aufgeht und du Lust auf ein volles Programm hast, dann greif zu. Ansonsten lass es bleiben und spar dir das Geld lieber für ein gutes Abendessen mit Seeblick.

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