Der Bodensee hat sich in den letzten Jahren zu einem echten Hotspot für Rucksackreisende entwickelt. Das liegt nicht nur an der spektakulären Lage zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz, sondern auch daran, dass die Region eine bemerkenswert dichte Infrastruktur an günstigen Unterkünften bietet. Wer mit dem Rad unterwegs ist oder einfach nur mit kleinem Budget reist, findet hier eine Mischung aus klassischen Jugendherbergen, charmanten Hostels und ein paar echten Geheimtipps.
Die Preise bewegen sich meist zwischen 25 und 50 Euro pro Person und Nacht – Frühstück und Bettwäsche oft schon inklusive. Das ist fair für eine Region, die sonst eher für ihre gehobenen Hotels bekannt ist. Viele der Unterkünfte liegen direkt am Wasser oder zumindest in Laufnähe zum See. Manche haben Seeblick, andere einen großen Garten, wieder andere punkten mit einer unschlagbaren Lage mitten in der Altstadt.
Lindau: Inselcharme und Backpacker-Flair
Lindau ist der perfekte Ausgangspunkt für alle, die den Bodensee vom deutschen Ufer aus erkunden wollen. Die Insel selbst ist winzig, aber voller Charakter – enge Gassen, bunte Häuser, der berühmte Hafen mit Leuchtturm und Löwe. Hier zu schlafen ist ein bisschen wie Urlaub im Miniaturformat.
Das Inselhostel am Bahnhofplatz 8 liegt praktischerweise nur 150 Meter vom Hauptbahnhof entfernt. Wer mit der Bahn anreist, hat es also leicht. Die Mehrbettzimmer für drei bis sechs Personen sind sauber und funktional, es gibt aber auch Einzelzimmer mit Gemeinschaftsbad. Die Küche ist großzügig ausgestattet, WLAN funktioniert problemlos, und die Atmosphäre ist locker und freundlich. Waschmaschine und Trockner gibt es gegen Gebühr, und die Altstadt ist fußläufig schnell erreicht. Ein solider Startpunkt, nichts Spektakuläres, aber genau das, was man braucht.
Ganz anders präsentiert sich das mietwerk in der Holdereggenstr. 11. Diese herrschaftliche Villa von 1888 ist ein echter Hingucker. Jedes Zimmer ist individuell gestaltet, und im Garten stehen Liegestühle, die regelrecht zum Nichtstun einladen. Das Frühstück kostet etwa 9 Euro extra, besteht aber aus hochwertigen Bio-Produkten – da zahlt sich die Investition aus. Der See ist nur 300 Meter entfernt, und wer ein Fahrrad braucht, kann direkt vor Ort eines mieten. Für Radtouristen ist das mietwerk daher eine besonders smarte Wahl.
Die Jugendherberge Lindau im Stadtteil Reutin (Herbergsweg 11) ist etwas außerhalb gelegen, dafür aber weitläufig und modern. Das Haus steht auf einem ehemaligen Gutshof und beherbergt 71 Zimmer mit ein bis sechs Betten. Der ADFC hat die Herberge als fahrradfreundlich zertifiziert – ein wichtiges Siegel in einer Region, in der viele Reisende auf zwei Rädern unterwegs sind. Es gibt reichhaltige Buffets, kostenlose Lunchpakete für Ausflüge und einen eigenen Fahrradverleih. Für Familien und Schulklassen werden spezielle Freizeitprogramme angeboten, aber auch Solo-Backpacker fühlen sich hier wohl.
Friedrichshafen: Zeppeline und Seeluft
Friedrichshafen ist die Stadt der Zeppeline, und das spürt man überall. Wer sich für Luftfahrtgeschichte interessiert, kommt hier voll auf seine Kosten. Die Graf-Zeppelin-Jugendherberge in der Lindauer Str. 3 liegt nur 50 Meter vom Bodenseeufer entfernt und direkt am Bodenseeradweg. Von der Spielwiese aus kannst du Tischtennis spielen oder einfach den Blick auf den See genießen. Die Uferpromenade ist eine der schönsten in der Region, und das Museum für Technik und Kunst mit der weltgrößten Sammlung zur Luftfahrtgeschichte liegt quasi um die Ecke. Nach einem Tag voller Eindrücke ist die Herberge ein angenehmer Rückzugsort – ohne viel Schnickschnack, aber mit allem, was man braucht.
Überlingen: Moderne Herberge mit Seeblick
Überlingen ist eine dieser Städte, die man leicht unterschätzt. Dabei hat sie eine wunderschöne Altstadt und eine entspannte Atmosphäre, die sich deutlich von den größeren Touristenorten abhebt. Die Martin-Buber-Jugendherberge in der Alten Nußdorfer Str. 26 ist eine der größten am Bodensee – 240 Betten in 62 Zimmern. Das klingt erst mal nach Massenabfertigung, ist es aber nicht. Fast alle Zimmer haben Seeblick und eigene Dusche und WC, was für eine Jugendherberge eher ungewöhnlich ist. Der verglaste Speiseraum bietet reichhaltige Buffets, und die großzügige Lobby mit Bistro wird schnell zum Lieblingsort, wenn draußen das Wetter nicht mitspielt. Mit neun Seminarräumen ist die Herberge auch für Gruppen gut geeignet. Ein echtes Upgrade gegenüber den klassischen Jugendherbergen alter Schule.
Konstanz: Wasserturm mit Geschichte
Konstanz ist die größte Stadt am Bodensee und hat entsprechend viel zu bieten – vom historischen Konzilgebäude über das Sealife-Center bis zur lebendigen Altstadt mit ihren vielen Cafés und Kneipen. Die Jugendherberge Otto-Moericke-Turm (Zur Allmannshöhe 16) im Vorort Allmannsdorf ist etwas Besonderes: Sie befindet sich in einem ehemaligen Wasserturm. Bei klarem Wetter siehst du von hier aus die Alpen – ein Anblick, der nie langweilig wird. Der See ist nur 200 Meter entfernt, und dank Bahnhof und Busanbindung kommst du schnell ins Zentrum. Volleyball, Billard und Tischtennis sorgen für Unterhaltung, wenn du mal nicht unterwegs sein willst. Der Turm selbst hat etwas Symbolträchtiges – vielleicht liegt es daran, dass man sich hier ein bisschen wie in einem Märchen fühlt.
Bregenz und Hard: Die österreichische Seite
Auf der österreichischen Seite des Bodensees wird es kulturell spannend. Bregenz ist vor allem für seine Seebühne und die Bregenzer Festspiele bekannt, die jeden Sommer Tausende Besucher anziehen. Das JUFA Hotel Bregenz am Bodensee in der Mehrerauerstraße 5 liegt in einer denkmalgeschützten ehemaligen Textilfabrik – direkt an der berühmten Festspielbühne. Der See ist nur drei bis fünf Gehminuten entfernt. Die Zimmer sind barrierefrei, komfortabel und geschmackvoll eingerichtet, das Frühstücksbuffet ist üppig, und der riesige Spielplatz macht das Hotel auch für Familien attraktiv. Es gibt ein Innenschwimmbad, eine Fahrradabstellanlage und kostenlose Parkplätze für Räder. Für Radtouren rund um den See ist das JUFA eine perfekte Basis.
Ein paar Kilometer weiter, in Hard, liegt das Junge Hotel Hard am Bodensee (Allmendstrasse 87). Direkt am Ufer gelegen, bietet es liebevoll gestaltete Zimmer mit Einzel- bis Sechsbettoptionen. Einige Zimmer haben sogar Terrasse und Meerblick – wobei man am Bodensee eigentlich nicht von Meerblick spricht, aber der Effekt ist ähnlich. Das Haus ist ideal für sportlich aktive Gäste: Es gibt eine eigene Sport- und Turnhalle sowie eine moderne Sportkegelbahn. Das Restaurant vor Ort versorgt dich mit Verpflegung, und der Radraum samt ausreichend Parkplätzen ist für Rucksackreisende ein großer Pluspunkt.
Die Schweizer Ecke: Kreuzlingen, Romanshorn, Steckborn
Die Schweizer Seite des Bodensees ist oft etwas teurer als die deutsche oder österreichische, aber es gibt Ausnahmen. Das Youth Hostel Kreuzlingen in der Promenadenstrasse 7 ist eine wunderschöne Jugendstilvilla namens Hörnliberg – keine 200 Meter vom Wasser entfernt. Der große Park lädt zu Freiluftaktivitäten wie Volleyball, Tischtennis und Discgolf ein. Das Hostel bietet Betten für 91 Personen in verschiedenen Zimmertypen, es gibt einen Aufenthaltsraum mit Kamin, kostenloses WLAN und die Möglichkeit, Kanus und Kajaks zu mieten. Für viele Backpacker ist Kreuzlingen eine Art Basislager für Ausflüge nach Konstanz – die Grenze verläuft mitten durch die beiden Städte.
In Romanshorn, einer Hafenstadt mit direkter Fährverbindung nach Deutschland, liegt die Jugendherberge Romanshorn (Gottfried-Kellerstrasse 6). Sie ist gemütlich, familienfreundlich und bietet direkten Zugang zu Wanderwegen. Der große Garten und Spielplatz machen sie zu einem idealen Ort für Naturbegeisterte, die lieber wandern als durch Altstädte zu schlendern. Die ruhige Lage ist Gold wert, wenn du nach ein paar Tagen auf Achse einfach mal durchatmen willst.
Das Strandbad Steckborn mit Herberge (Seestraße 188) ist die einfachste Unterkunft in dieser Liste – aber auch die, die am nächsten am Wasser liegt. Direkt im Strandbad gelegen, hast du sofortigen Zugang zum Bodensee. Mit 30 Betten in Schlafsälen und angrenzenden Sanitäranlagen ist die Herberge ein günstiges Gruppenquartier. Du kannst kostenlos die Strandbadanlage nutzen, einschließlich Liegewiese, Badesteg und Tischtennisplatten. Ein Restaurant vor Ort und optionale Verpflegung runden das Angebot ab. Für Badegäste ist das der Traum schlechthin.
Singen: Der Außenseiter mit Charme
Singen liegt streng genommen nicht direkt am Bodensee, sondern etwa 30 Kilometer entfernt – aber wer von hier aus Konstanz oder die Insel Mainau besuchen will, ist schnell dort. Das Hostel Art & Style in der Friedinger Straße 28 ist mit einer Bewertung von 9,4 von 10 Punkten eines der beliebtesten in der Region. 60 individuell eingerichtete Zimmer bieten modernen Komfort für jeden Geldbeutel – von einfachen Mehrbettzimmern bis zu komfortablen Boardingzimmern mit Kitchenette. Das großzügige Frühstücksbuffet ist inklusive, WLAN funktioniert überall, und die Bar/Lounge ist besonders einladend. Singen selbst ist keine Schönheit, aber das Hostel macht vieles wett.
Praktische Hinweise für Rucksackreisende
Die meisten deutschen Jugendherbergen gehören zum Deutschen Jugendherbergswerk (DJH) und erfordern eine Mitgliedschaft, die du aber schnell und online abschließen kannst. Schweizer Jugendherbergen verlangen eine Mitgliedschaft bei Schweiz Tourismus oder youthhostel.ch. Die Preise für Mehrbettzimmer liegen meist zwischen 25 und 50 Euro pro Person und Nacht – Frühstück und Bettwäsche sind in der Regel schon dabei. Viele Unterkünfte bieten Rabatte für Gruppen oder längere Aufenthalte.
Für Radreisende ist die Region ein Paradies. Der Bodenseeradweg verbindet viele dieser Hostels und Jugendherbergen perfekt miteinander, und fast alle bieten sichere Abstellmöglichkeiten für Räder. Einige haben sogar eigene Fahrradverleihstationen. Falls du spontan unterwegs bist, lohnt es sich, vorher anzurufen oder online zu buchen – besonders in der Hochsaison von Juni bis September können die beliebten Herbergen schnell ausgebucht sein.