Untersee mit Konstanz & Hegau

Zwischen Schmetterlingen, Tulpen und Palmen: Die Blumeninsel Mainau

Die Insel Mainau im Bodensee ist kein gewöhnlicher Ausflugstipp. Hier wachsen Palmen neben barockem Schloss, flattern Tausende Schmetterlinge durchs Tropenhaus und blühen je nach Jahreszeit Millionen von Tulpen oder Dahlien. Ein Ort, der selbst Gartenmuffel ins Staunen bringt.

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Zwischenablage

Die Mainau liegt im Überlinger See, dem nordwestlichen Teil des Bodensees, nur wenige Kilometer von Konstanz entfernt. Mit etwa 45 Hektar Fläche gehört sie zu den größeren Inseln im See, ist aber deutlich kleiner als die Reichenau. Erreichen lässt sie sich über eine Brücke vom Festland aus – genauer gesagt von Konstanz-Litzelstetten. Wer mit dem Auto anreist, findet auf dem Festland gebührenpflichtige Parkplätze. Von dort sind es zu Fuß etwa 15 Minuten bis zum Eingang der Insel. Alternativ verkehren Schiffe verschiedener Bodensee-Reedereien, die Mainau mit Konstanz, Meersburg, Überlingen und weiteren Orten verbinden. An schönen Sommertagen lohnt sich die Anfahrt per Schiff allein schon wegen der Aussicht auf das Alpenpanorama.

Seit 1853 ist die Insel im Besitz der schwedischen Adelsfamilie Bernadotte. Der heutige Eigentümer, Bettina Gräfin Bernadotte, führt das Erbe ihres Vaters Lennart Bernadotte fort, der die Insel ab den 1930er Jahren zu einem öffentlich zugänglichen Blumenparadies umgestaltete. Die Mainau ist also kein städtischer Park, sondern ein privat geführtes Unternehmen mit gemeinnütziger Ausrichtung. Das merkt man am durchdachten Konzept und der Pflege, die hier betrieben wird.

Das Schloss und die barocke Vergangenheit

Im Zentrum der Insel thront das barocke Schloss, das zwischen 1739 und 1746 unter dem Deutschordenskomtur Friedrich von Schönau erbaut wurde. Ursprünglich diente die Mainau als Sommerresidenz für die Deutschordensritter, die hier eine kleine Zitadelle errichten ließ. Von der militärischen Vergangenheit ist heute wenig zu spüren, dafür dominieren Stuck und Eleganz. Das Schloss selbst ist nicht vollständig für die Öffentlichkeit zugänglich, da die Familie Bernadotte dort teilweise wohnt. Trotzdem kann man die Prunkräume im Rahmen von Führungen besichtigen – darunter der sogenannte Weiße Saal mit seinen kunstvollen Deckenmalereien.

Direkt neben dem Schloss steht die barocke Schlosskirche St. Marien, ebenfalls aus dem 18. Jahrhundert. Ihre Fassade wirkt von außen eher schlicht, drinnen überrascht sie mit reichem Rokoko-Dekor. Deckengemälde, vergoldete Altäre und aufwendige Stuckarbeiten machen sie zu einem kleinen Juwel, das oft übersehen wird, weil die meisten Besucher direkt zu den Gärten strömen. Dabei lohnt sich ein kurzer Abstecher – nicht nur wegen der Kunst, sondern auch wegen der Stille, die hier herrscht.

Die Gärten: Ein Feuerwerk der Farben

Wer die Mainau besucht, kommt wegen der Gärten. Und davon gibt es einige. Das Besondere ist die Abfolge der Blütezeiten: Von März bis Oktober gibt es immer etwas zu sehen. Im Frühjahr verwandeln rund eine Million Tulpen, Narzissen und Hyazinthen die Insel in ein buntes Meer. Die Tulpenblüte ist legendär und zieht jedes Jahr Tausende Fotografen an. Wer Menschenmassen scheut, sollte unter der Woche und möglichst früh morgens kommen.

Im Sommer übernehmen Rosen das Regiment. Der Italienische Rosengarten erstreckt sich über mehrere Terrassen und beherbergt mehr als 1.200 Rosensorten. Der Duft ist betörend, besonders an warmen Juniabenden. Hier findet man alte englische Züchtungen neben modernen Hybrid-Teerosen. Spannend ist, dass viele Sorten nach Persönlichkeiten benannt sind – von Goethe über Sissi bis hin zu Grace Kelly.

Ab September wird es nochmal spektakulär, wenn die Dahlienblüte einsetzt. Über 20.000 Dahlien in nahezu allen erdenklichen Formen und Farben blühen bis zum ersten Frost. Manche sind tellergroß, andere zierlich wie Pompons. Die Vielfalt ist beeindruckend und zeigt, wie viele Variationen die Natur aus einer einzigen Pflanzengattung hervorbringen kann.

Mediterrane Pflanzen und das milde Klima

Dass auf der Mainau Palmen, Bananenstauden, Zitronen- und Orangenbäume im Freien wachsen, hat mit dem besonderen Mikroklima zu tun. Der Bodensee speichert Wärme und gibt sie im Winter wieder ab. Dadurch fallen die Temperaturen auf der Insel selten unter minus fünf Grad. Frost gibt es zwar, aber lange Kälteperioden sind die Ausnahme. Trotzdem müssen empfindliche Pflanzen im Winter geschützt werden – etwa durch Vlies oder spezielle Überdachungen.

Das mediterrane Flair verstärken die zahlreichen südländischen Gewächse. Im Arboretum, dem Baumpark der Insel, stehen über 250 verschiedene Baum- und Straucharten, darunter Mammutbäume, Zedern und Ginkgobäume. Einige Exemplare sind über 150 Jahre alt. Man kann hier gut eine Stunde verbringen, wenn man sich für Botanik interessiert. Besonders schön ist der Küstensequoia, der inzwischen stattliche Dimensionen erreicht hat.

Das Schmetterlingshaus: Tropisches Gewusel

Eines der Highlights der Mainau ist das Schmetterlingshaus. Es liegt etwas versteckt hinter dem Palmenhaus und beherbergt ganzjährig rund 1.000 Schmetterlinge aus über 80 verschiedenen Arten. Die Luftfeuchtigkeit und Temperatur im Inneren sind tropisch – also nichts für Menschen, die empfindlich auf Wärme reagieren. Dafür ist das Erlebnis einmalig: Die Falter schwirren frei umher, landen gelegentlich auf Besuchern und zeigen ihre schillernden Flügel aus nächster Nähe.

Von der leuchtend blauen Morpho-Falter bis zum riesigen Atlasspinner aus Asien gibt es hier Arten zu sehen, die man sonst nur aus Dokumentationen kennt. In einem separaten Bereich kann man die Zucht beobachten – von der Raupe über die Puppe bis zum Schlüpfen des fertigen Schmetterlings. Kinder finden das meist faszinierend, aber auch Erwachsene bleiben häufig länger als geplant. Der Eintritt ins Schmetterlingshaus ist im regulären Inselticket enthalten.

Praktisches: Eintritt, Öffnungszeiten und Verpflegung

Die Mainau ist nicht billig. Der Eintrittspreis liegt je nach Saison zwischen 13 und 24 Euro für Erwachsene. Kinder bis 12 Jahre kommen kostenlos rein, Jugendliche zahlen ermäßigt. Eine Jahreskarte lohnt sich ab dem zweiten Besuch. Geöffnet ist die Insel ganzjährig von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, wobei die genauen Zeiten saisonal variieren. Im Sommer bedeutet das: Man kann bis etwa 21 Uhr bleiben.

Essen und Trinken gibt es reichlich auf der Insel. Vom einfachen Bistro bis zum gehobenen Restaurant ist alles vertreten. Das Schlossrestaurant "Schwedenschenke" bietet gutbürgerliche Küche mit schwedischen Einflüssen – Köttbullar und Lachs stehen neben Bodenseefisch auf der Karte. Wer lieber draußen sitzt, findet mehrere Biergärten und Kioske, die Snacks und Kaffee verkaufen. Die Preise sind gehoben, aber nicht übertrieben. Man kann auch sein eigenes Picknick mitbringen, allerdings sind Grillstellen nicht vorhanden.

Ein Tipp für Sparfüchse: Das Seerestaurant liegt direkt am Ufer und bietet Selbstbedienung. Hier gibt es Currywurst, Pommes und einfache Salate zu moderaten Preisen. Die Aussicht aufs Wasser ist umsonst.

Mit Kindern auf der Mainau

Familien sind auf der Insel bestens aufgehoben. Es gibt mehrere Spielplätze, darunter das sogenannte Mainau-Kinderland mit Wasserspielen, Klettergerüsten und einer kleinen Bauernhof-Ecke, wo Ziegen und Ponys gestreichelt werden können. Das Ponyreiten kostet extra, ist aber bei den Kleinen extrem beliebt. Außerdem gibt es eine Schatzsuche, bei der Kinder mit einer Karte über die Insel laufen und Rätsel lösen können.

Kinderwagen sind erlaubt und die Wege sind größtenteils barrierefrei, auch wenn es stellenweise etwas hügelig wird. Wickelmöglichkeiten gibt es bei den Haupttoiletten. Hunde sind übrigens nicht gestattet, mit Ausnahme von Blindenführhunden.

Die Insel im Winter

Auch in der kalten Jahreszeit lohnt sich ein Besuch. Von Ende November bis Anfang Januar verwandelt sich die Mainau in ein Winterwunderland mit einer großen Weihnachtsausstellung im Palmenhaus. Über 600 beleuchtete Weihnachtsbäume, Krippen aus aller Welt und ein Kunsthandwerkermarkt ziehen jährlich viele Besucher an. Die Atmosphäre ist besonders abends stimmungsvoll, wenn die Bäume leuchten und Glühweinduft durch die Luft zieht.

In den Wintermonaten außerhalb der Weihnachtszeit ist die Insel deutlich ruhiger. Die Gärten liegen größtenteils brach, dafür kann man die Ruhe genießen und hat die Wege fast für sich allein. Das Schmetterlingshaus bleibt geöffnet und bietet einen warmen Rückzugsort. Wer die Mainau ohne Trubel erleben möchte, sollte im Januar oder Februar kommen.

Veranstaltungen und Sonderführungen

Über das Jahr verteilt finden auf der Mainau zahlreiche Veranstaltungen statt. Die Gräfliche Inselfeste im Sommer locken mit Livemusik, Feuerwerk und besonderen Führungen. Es gibt botanische Vorträge, Gartenkurse und spezielle Themenführungen, etwa zu historischen Rosen oder mediterranen Pflanzen. Die Termine werden rechtzeitig auf der Website veröffentlicht.

Fotografie-Fans kommen auf der Mainau voll auf ihre Kosten. Die Lichtverhältnisse sind besonders morgens und abends ideal. Drohnen sind allerdings verboten, ebenso professionelle Fotoshootings ohne vorherige Genehmigung. Für Hobbyfotografen gibt es keine Einschränkungen.

Nachhaltigkeit und Naturschutz

Die Mainau nimmt Umweltschutz ernst. Die Gärten werden nach ökologischen Prinzipien gepflegt, Pestizide werden weitgehend vermieden. Stattdessen setzt man auf Nützlinge und biologische Schädlingsbekämpfung. Auch beim Thema Energie ist man fortschrittlich: Ein Großteil der Gebäude wird mit Wärme aus dem Bodensee geheizt. Photovoltaikanlagen auf mehreren Dächern liefern Strom.

Seit einigen Jahren gibt es auch Projekte zur Förderung von Wildbienen und anderen Insekten. Wildblumenwiesen wurden angelegt und spezielle Nisthilfen aufgestellt. Die Mainau ist Mitglied im Netzwerk „Blühende Landschaften" und engagiert sich aktiv für den Erhalt der Artenvielfalt.

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