Am Bodensee treffen Deutschland, Österreich und die Schweiz aufeinander, und das macht sich beim öffentlichen Nahverkehr deutlich bemerkbar. Jedes Land hat seine eigenen Verkehrsverbünde, Tarifzonen und Ticketsysteme. In Baden-Württemberg kümmert sich hauptsächlich der Verkehrsverbund bodo um Bus und Bahn, in Bayern gibt es den Regionalverkehr Oberbayern, die Schweizer Seite wird vom Tarifverbund Ostwind und verschiedenen regionalen Anbietern bedient, und in Vorarlberg ist der Verkehrsverbund Vorarlberg zuständig. Klingt kompliziert? Ist es stellenweise auch.
Aber keine Sorge: Die meisten Verbindungen funktionieren reibungslos, und mit ein bisschen Vorwissen kommst du gut zurecht. Besonders praktisch sind die Schnellbootverbindungen zwischen den größeren Städten – die Katamarane zwischen Konstanz und Friedrichshafen etwa brauchen nur 52 Minuten und ersparen dir lange Busfahrten ums Seeufer herum.
Der bodo-Verbund – Rückgrat des deutschen Nahverkehrs
Auf deutscher Seite ist der Bodensee-Oberschwaben Verkehrsverbund, kurz bodo, die zentrale Anlaufstelle. Er deckt einen großen Teil des nördlichen Seeufers ab, von Radolfzell über Konstanz bis nach Friedrichshafen und weiter ins Hinterland. Das Liniennetz ist dicht, die Taktung in der Regel gut. Besonders die Uferstraßen werden im Sommer oft befahren, sodass du nicht ewig auf den nächsten Bus warten musst.
Die Tarife bei bodo sind zonenbasiert. Je mehr Zonen du durchquerst, desto teurer wird das Ticket. Für Kurzstrecken innerhalb einer Stadt gibt es vergünstigte Tickets, längere Fahrten über mehrere Zonen können aber schnell ins Geld gehen. Eine Einzelfahrt von Konstanz nach Friedrichshafen kostet etwa 10 bis 12 Euro, je nachdem, welche Route du wählst. Spannend ist dabei, dass das Streckennetz auch kleinere Dörfer einbindet, sodass du selbst abgelegene Weingüter oder Wanderstartpunkte relativ bequem erreichen kannst.
Ein Tipp am Rande: Die bodo-App ist ziemlich nützlich. Du kannst dort Verbindungen checken, Tickets kaufen und dir sogar Echtzeitinformationen zu Verspätungen anzeigen lassen. Das funktioniert meistens zuverlässig, auch wenn die Bedienung nicht immer intuitiv ist.
Tageskarten und Gruppentickets – wann lohnt sich was?
Wer mehrere Fahrten an einem Tag plant, sollte über eine Tageskarte nachdenken. Bei bodo gibt es die „24-Stunden-Karte", die ab Entwertung 24 Stunden lang gültig ist – nicht nur bis Mitternacht, was durchaus praktisch sein kann. Die Karte gilt für eine Person und kostet je nach Tarifzone zwischen 10 und 20 Euro. Für Gruppen bis zu fünf Personen gibt es die „Gruppen-Tageskarte", die sich oft schon ab zwei Erwachsenen rechnet.
In der Schweiz sieht das System anders aus. Hier gibt es keine echte Tageskarte für den gesamten Bodensee-Bereich, sondern du kaufst entweder Einzeltickets oder nutzt das Generalabonnement, falls du eines hast. Für Touristen ist das weniger relevant, aber wenn du länger in der Region unterwegs bist, kann sich ein Halbtax-Abo lohnen – damit bekommst du 50 Prozent Rabatt auf alle Fahrten.
Österreich wiederum bietet in Vorarlberg das „Maximo"-Ticket an, eine Tageskarte für alle öffentlichen Verkehrsmittel im gesamten Bundesland. Das kostet rund 16 Euro und ist besonders interessant, wenn du von Bregenz aus Ausflüge ins Rheintal oder ins Bregenzerwald planst.
Grenzüberschreitende Verbindungen – die Herausforderung
Hier wird es ein bisschen knifflig. Wenn du von Deutschland in die Schweiz oder nach Österreich fahren willst, brauchst du oft zwei separate Tickets. Ein bodo-Ticket gilt in der Regel nicht über die Grenze hinaus, und umgekehrt funktioniert es genauso wenig. Es gibt aber Ausnahmen: Einige Buslinien, die internationale Strecken bedienen, haben eigene Tarifstrukturen. Die Linie 7394 etwa fährt von Konstanz nach Kreuzlingen und wieder zurück – da brauchst du ein Ticket, das beide Seiten abdeckt. Sowas kann man am Automaten kaufen oder beim Fahrer lösen, wobei die Preise dann meist etwas höher sind.
Ein cleverer Trick für Grenzgänger: Manche Tagestickets wie die „Bodensee-Erlebniskarte" schließen auch die Schifffahrt und ausgewählte Buslinien über die Grenzen hinweg ein. Die Karte gibt es in verschiedenen Varianten und kostet je nach Saison zwischen 30 und 50 Euro. Ob sich das lohnt, hängt davon ab, wie viel du vor hast. Für einen intensiven Tag mit Schiff, Bus und vielleicht noch einem Museumsbesuch kann das durchaus Sinn machen.
Schifffahrt – die entspannteste Art, den See zu überqueren
Die Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) verbinden die wichtigsten Orte rund um den See. Von Konstanz nach Meersburg, von Friedrichshafen nach Romanshorn, von Lindau nach Bregenz – die Fähren und Kursschiffe fahren regelmäßig, vor allem in der Sommersaison. Manche Strecken sind reine Autofähren, andere nehmen auch Fußgänger und Radfahrer mit. Die Preise variieren je nach Strecke, liegen aber meist zwischen 5 und 15 Euro pro Einzelfahrt.
Der Katamaran zwischen Konstanz und Friedrichshafen ist eine Sonderklasse für sich. Schnell, modern und mit großen Fenstern, die einen tollen Blick auf den See bieten. Die Fahrt kostet etwa 15 Euro einfach, 25 Euro hin und zurück. Fahrräder können gegen Aufpreis mitgenommen werden, allerdings ist der Platz begrenzt. An sonnigen Sommertagen kann es voll werden, also am besten frühzeitig da sein oder online reservieren.
Übrigens: Mit einigen Gästekarten aus Uferorten bekommst du Ermäßigungen auf die Schifffahrt. Es lohnt sich, bei deiner Unterkunft nachzufragen, ob du eine solche Karte erhältst. Manchmal sind damit sogar einzelne Fahrten komplett kostenlos.
Bahnanschlüsse – Regionalzüge als schnelle Alternative
Die Bodenseegürtelbahn zieht sich entlang des nördlichen Ufers von Radolfzell über Konstanz bis nach Lindau. Sie ist eine wichtige Verbindung für alle, die größere Distanzen zurücklegen wollen, ohne ständig umsteigen zu müssen. Die Züge fahren im Stundentakt, in der Hauptverkehrszeit auch häufiger. Von Konstanz nach Friedrichshafen bist du knapp eine Stunde unterwegs, bis Lindau dauert es etwa anderthalb Stunden.
In der Schweiz verbindet die S-Bahn St. Gallen die Städte am südlichen Seeufer. Romanshorn ist hier der zentrale Knotenpunkt, von dem aus du Richtung Zürich oder ins Appenzeller Land weiterfahren kannst. Die Züge sind pünktlich, sauber und meist gut besetzt – typisch Schweiz eben.
Wer von Deutschland nach Bregenz will, kann entweder die Regionalbahn über Lindau nehmen oder auf Busse ausweichen. Die Bahnverbindung ist direkt und unkompliziert, dauert von Lindau nach Bregenz nur etwa 15 Minuten. Von dort aus hast du Anschluss an das österreichische Bahnnetz und kommst schnell nach Innsbruck oder Wien.
Apps und Fahrplanauskünfte – digitale Helfer im Tarifdschungel
Die bodo-App ist für die deutsche Seite unverzichtbar. Sie zeigt dir nicht nur Fahrpläne an, sondern verkauft auch Tickets direkt übers Smartphone. Das spart den Gang zum Automaten und funktioniert in der Regel einwandfrei. Einziger Nachteil: Die App deckt nur das bodo-Gebiet ab, für grenzüberschreitende Fahrten musst du zusätzlich andere Apps nutzen.
Für die Schweiz ist die SBB Mobile App das Mittel der Wahl. Sie ist extrem umfangreich, zeigt Echtzeitdaten, Anschlüsse und sogar Gleisinformationen an. Auch hier kannst du Tickets kaufen, allerdings brauchst du dafür ein Konto und eine Zahlungsmethode. Die App funktioniert auch grenzüberschreitend, was sie für Reisen zwischen Deutschland, der Schweiz und Österreich ziemlich nützlich macht.
In Österreich gibt es die ÖBB App, die ähnlich aufgebaut ist wie die SBB Mobile. Auch hier kannst du Tickets kaufen und Fahrpläne abrufen. Für den Bodensee-Bereich ist sie aber weniger relevant, da die meisten Verbindungen ohnehin über Deutschland oder die Schweiz laufen.
Ein Geheimtipp ist die Google Maps Integration. Die App zeigt mittlerweile auch öffentliche Verkehrsmittel ziemlich zuverlässig an und kombiniert sie mit Fußwegen. Das ist besonders praktisch, wenn du nicht genau weißt, welche Linie dich ans Ziel bringt.
Fahrrad mitnehmen – geht das problemlos?
Grundsätzlich ja, aber mit Einschränkungen. In den meisten Bussen ist die Fahrradmitnahme erlaubt, solange genug Platz da ist. Das entscheidet aber der Fahrer, und an vollen Sommertagen kann es passieren, dass du stehen bleiben musst. In Regionalzügen gibt es spezielle Fahrradabteile, die in der Regel ausreichend Platz bieten. Für die Mitnahme brauchst du ein separates Fahrradticket, das etwa 3 bis 5 Euro kostet.
Auf den Fähren ist die Fahrradmitnahme meist kein Problem. Beim Katamaran zwischen Konstanz und Friedrichshafen musst du allerdings vorher reservieren, und die Plätze sind begrenzt. An Wochenenden und Feiertagen sind sie oft schon Tage im Voraus ausgebucht, also am besten frühzeitig kümmern.
Übrigens: Viele Orte am Bodensee haben Fahrradverleihstationen, falls du dein eigenes Rad nicht mitschleppen willst. Die Leihräder sind in der Regel gut gewartet und kosten zwischen 10 und 20 Euro pro Tag. Manche Gemeinden bieten auch E-Bikes an, was bei den Steigungen ins Hinterland durchaus Sinn macht.
Nachtverkehr – wenn die letzten Busse längst weg sind
Der Nachtverkehr am Bodensee ist, sagen wir mal, ausbaufähig. In den größeren Städten wie Konstanz oder Friedrichshafen gibt es an Wochenenden einzelne Nachtbuslinien, die bis etwa 2 Uhr morgens fahren. In kleineren Orten sieht es dagegen mau aus – da endet der reguläre Busverkehr oft schon gegen 22 oder 23 Uhr.
Wer spätabends unterwegs ist, sollte sich vorher über die Rückkehrmöglichkeiten informieren. Taxen sind am See nicht gerade günstig, und Uber oder ähnliche Dienste gibt es kaum. In Konstanz gibt es allerdings ein Ruftaxi-System, bei dem du einen Bus bestellen kannst, der dich zu bestimmten Haltestellen bringt. Das kostet etwa 5 Euro Aufpreis auf den normalen Fahrpreis und muss telefonisch vorbestellt werden.
Gästekarten und Kombitickets – versteckte Sparmöglichkeiten
Viele Ferienorte am Bodensee geben ihren Gästen kostenlose oder vergünstigte Verkehrskarten aus. Die „Echt Bodensee Card" etwa ist in vielen Unterkünften inkludiert und bietet freie Fahrt mit bestimmten Buslinien sowie Ermäßigungen auf Schifffahrten und Sehenswürdigkeiten. Das kann sich richtig lohnen, vor allem wenn du sowieso mehrere Tage in der Region bleibst.
Auch die verschiedenen Bodensee-Pässe sind einen Blick wert. Sie kombinieren oft Eintritte, Verkehrsmittel und Schifffahrten zu einem Pauschalpreis. Ob sich das rechnet, hängt davon ab, wie viel du vorhast. Für einen entspannten Badeurlaub lohnt es eher nicht, für eine aktive Rundreise schon eher.